Orange-Chef Michael Krammer

2008 war "ein super spannendes Jahr", so Orange-Chef Michael Krammer am Donnerstag vor Journalisten. Der drittgrößte heimische Mobilfunkbetreiber (vormals One) hat seine Kundenzahl um 6,4 Prozent auf 2,054 Millionen (inklusive 600.000 User der Diskonttochter Yesss!) gesteigert.

"Hallo Europa"-Tarife

Besonders das iPhone, mobiles Internet und die "Hallo Europa"-Tarife, die Anrufe ins Ausland zum Fixpreis  beinhalten,  bescherten dem Unternehmen neue Kunden, so Krammer. 15 Prozent aller Neukunden legen sich ein Apple-Handy zu. Besonders zufrieden ist Krammer mit der Entwicklung im Vertragskundenbereich. Hier sei die Zahl der Kunden um 10 Prozent gewachsen. Yesss! habe ebenfalls zum Gewinn beigetragen.

Weniger Umsatz und der höchste Gewinn der Unternehmensgeschichte

Der Umsatz sank allerdings auf 592 Millionen Euro - 2007 waren es noch 624 Millionen. Dies führte Krammer auf Regulierungsmaßnahmen, wie die EU-Roamingverordnung,  und die sechsmonatige Grundgebührenbefreiung für neue "Hallo Europa"-Kunden zurück. "Wir nehmen kurzfrische Umsatzrückgänge in Kauf, um langfristig neue Kunden zu gewinnen", so Krammer. Das EBITDA machte, samt 20 Millionen Euro schweren Markenwechsel,  167 Millionen Euro aus, ein Minus von 13 Millionen gegenüber 2007. Der Nettogewinn beträgt 15,5 Millionen Euro, der hauptsächlich durch Abschreibungen zustande kam.

Ausbau 2009

2009 will Orange mindestens 60 Millionen in Infrastruktur- und Marktmaßnahmen investieren. Passen die Rahmenbedingungen, dann sei Orange auch bereit, mehr auszugeben. Schwerpunkt des Netzausbaus sind Ballungsgebiete, das sich die Versorgung "des letzten Berggipfels" nicht rechne.

Kritik

Kritik übte Krammer am österreichische Regulator, durch dessen Terminierungsentgeltbestimmungen heimische Netzbetreiber den ausländischen Anbietern bei Auslandsgesprächen ein Körberlgeld zahlen müssten. Krammer: "Ein Anruf von Österreich nach Deutschland kostet uns 9 Cent je Minute - ruft aber ein Deutscher in Österreich an erhalten wir nur 5,72 Cent."

Freigabe von  Frequenzen

Wachstum erwartet Kammer weiterhin im Bereich mobiles Internet. Dementsprechend fordert er die Freigabe jener Frequenzen, die durch die Umstellung von analogem auf digitales TV freigeworden sind. Damit könnte ganz Österreich mit Breitband-Internet versorgt werden.

Krise

Die Wirtschaftskrise hat Orange beim Roaming gespürt. Im Jänner hätten Ausländer vor allem in Österreichs Städten weniger telefoniert. Es seien wohl weniger Städtetouristen und Geschäftsreisende nach Österreich gekommen. Der Rückgang sei "ganz ordentlich" gewesen, die Krise werde diesen Abwärtstrend 2009 verschärfen. 2009 werde es bei Orange keine betriebsbedingten Kündigungen der derzeit rund 800 Mitarbeiter geben, bekräftigte Krammer. (sum)