Wien - "Mein Traum wäre es, den Berg auf einer sicheren Route innerhalb von 24 Stunden zu besteigen", stellte der steirische Skyrunner Christian Stangl seine Pläne am Donnerstag in Wien vor. Erst im August des vergangenen Jahres entging der Alpinist nur knapp einer Eislawine am K2, elf Menschen waren bei der Tragödie damals ums Leben gekommen. Ende Juni will er den Achttausender an der pakistanisch-chinesischen Grenze allein und ohne künstlichen Sauerstoff bezwingen.
Als Mischform zwischen Höhenbergsteigen und klassischem Berglaufen beschreibt Alpinist Stangl sein Hobby, das er 2002 zum Beruf machte. "Der Faktor Zeit spielt beim Skyrunning die entscheidende Rolle." In möglichst kurzer Zeit soll der Berg bestiegen werden. Hilfen wie Träger, Crew, High-Tech-Geräte oder Zwischenlager werden dabei nicht in Anspruch genommen, auch auf Flaschensauerstoff wird verzichtet. "Dann würde ich ja schummeln", so Stangl lächelnd, der selbst am Mount Everest seinen eigenen Lungen vertraute. Was zählt sind minimales Equipment und leichte Bekleidung.
Als Vorbereitung fliegt Stangl im April für sechs Wochen nach Kanada. "Die Einsamkeit und die Grenze zu Alaska sind genau das richtige Training, bevor es ernst wird." Die Expedition auf den zweithöchsten Berg der Erde, so der Profisportler, müsse aber nicht lange geplant werden. Der Berg habe sich in den vergangenen Jahren nicht verändert, die Bedingungen seien die gleichen. Gefeilt werden könne man nur noch am Stil und an der Geschwindigkeit. "Trotzdem wird der künstliche Mythos des unbekannten Berges weiter aufrechterhalten, allerdings blockiert dies nur die Ideen der Jugend", so Stangl, der entgegen seiner sportlichen Motivation oft als Abenteurer abgestempelt wird.
Das momentane Niveau könne er in den nächsten zwei oder drei Jahren noch aufrechterhalten, so der 43-jährige. Doch die Konkurrenz, allen voran die Amerikaner, sei hart und werde immer jünger. Mittlerweile hat sich das Skyrunning als eine der jüngsten und extremsten Formen des Alpinismus im Sport behauptet. "Vor 25 Jahren wurden wir alle belächelt, heute ist es selbstverständlich, nach einem langen Arbeitstag die Kletterhalle aufzusuchen." Dem ewigen Kritikpunkt am Skyrunning, man verliere den Respekt vor der Natur, kann Stangl nur eines entgegensetzen: "Ab 5.000 Höhenmetern wachsen sowieso keine Blumen mehr und Gämse gibt es dort oben auch keine." (APA)