Wien - Die Bank Austria und die angeschlagene Wiener Bank Medici haben eine weitere Klage wegen der Causa Madoff am Hals. Erstmals klagt nun ein Österreicher in den USA sein Recht ein, wie das "Format" laut Vorabmeldung in seiner am Freitag erscheinenden Ausgabe berichtet. Die Anwaltskanzlei eines gewissen Horst Leonhardt beschuldige über 30 Personen, darunter Medici-Mehrheitseigentümerin Sonja Kohn. Den beklagten Banken werde Verletzung von Sorgfaltspflichten bei Madoff-Feeder-Fonds vorgeworfen. Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.

Die US-Kanzlei Stull Stull & Brody habe die 25-seitige Klagsschrift "Leonhardt vs. Madoff et al." am 5. März beim District Court for the Southern District in New York eingebracht. Der Schriftsatz listet laut "Format" mehr als 30 Personen als so genannte "Defendants" auf. Neben Kohn, Bank Austria und Bank Medici seien auch die UniCredit Group und deren Tochter Pioneer sowie die Depotbank HSBC und die Wirtschaftsprüfungsgesellschaften Ernst & Young und PriceWaterhouseCoopers darunter.

Die beklagten Banken hätten bei der Kontrolle der Fonds "Herald", "Thema" und "Primeo" ihre Sorgfaltspflicht verletzt. Daher seien sie vom Gericht zu Schadensersatz zu verpflichten. Etwa hätten die Bank Austria, Bank Medici und Bernard Madoff die Investments der Kläger regelrecht geplündert und das entwendete Kapital für betrügerische Zwecke verwendet, so ein Vorwurf laut "Format". Über die von Bank Medici und Bank Austria gemanagten Fonds-Konstrukte seien mehr als 3 Mrd. Dollar an Madoff weitergeleitet worden.

Kohn würden bisher ungeklärte Provisionsflüsse von Madoff-Vehikel Cohmad vorgehalten. Wie berichtet soll die Medici-Mehrheitseignerin über Jahre hinweg Zahlungen von insgesamt rund 526.000 Dollar erhalten haben. Das hatte ihr William Galvin, der zuständige Staatssekretär des US-Bundesstaates Massachusetts, vorgeworfen. Kohn hatte dies stets dementieren lassen. "Die Bank hatte keinerlei Geschäftsbeziehungen zu Cohmad", hieß es bei der Bank Medici heute erneut.

Wissentliche Manipulation

Die ehemaligen Bank-Medici-Vorstände Helmuth Frey und Peter Scheithauer sollen gewusst haben, dass ihre Darstellung der Investmentaktivitäten, etwa in Fondsprospekten, falsch und irreführend ist. Alle Beklagten sollen sich wissentlich an der Manipulation des Kundenvermögens beteiligt haben. Dass die Anleger über Jahre hinweg mit falschen Konto- und Depotauszügen versorgt worden seien, sei für die Kläger ein glattes Versagen der Prüfungsinstanzen, also Fondsmanager, Depotbank und Wirtschaftsprüfer. Hätten die Fonds-Manager (Bank Medici, Bank Austria bzw. Pioneer) ihre Engagements genauer geprüft, wäre sehr rasch das betrügerische Vorgehen erkannt worden, heißt es in der Klagsschrift laut "Format" weiter.

Indes macht auch der heimische Prozessfinanzierer Advofin seine Klagsankündigungen gegen die Bank Austria wegen ihrer "Primeo"-Fonds Ernst. In der nun fertiggestellten 16-seitigen Musterklage werden neben Haftungsansprüchen nach dem Kapitalmarktgesetz auch Schadensersatzansprüche nach dem Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) gestellt, berichtete das "WirtschaftsBlatt" am Donnerstag.

Musterkläger Roman T. und seine Frau haben im Herbst 2003 rund 61.000 Euro in Primeo-Select-Euro-Fondsanteile investiert, weil die Bank Austria das empfahl, heißt es in der Klage laut Zeitung. Das Geld sei weg, "weil das gesamte Kapital des Primeo Fund in den Herald Fund des Betrügers Bernie Madoff investiert wurde". Der Primeo Fonds "wurde von der Bank Austria gegründet, eine Banktochter übernahm sämtliche Gründungsaktien der Primeo Fund Ltd. auf den Cayman Islands. Als Investmentberater fungierte eine weitere Bank-Tochter, die BA Worldwide Management Ltd", heiße es in der Klagsschrift weiter. Sämtliche Vorstände der Primeo Fund Ltd. seien auch im Vorstand der BA-Beratungstochter, und drei dieser vier Vorstände seien leitende Angestellte der Bank Austria, welche den Fonds in Österreich repräsentierte. Die Vorwürfe drehen sich wie berichtet um mangelnde Kontrolle der Fondsprospekte. Auch angeblich mangelnde bzw. unrichtige Informationen in den Prospekten und in der Werbung werden ins Treffen geführt.

Weder die Bank Austria noch die Bank Medici haben bisher die US- bzw. Advofin-Klage zugestellt bekommen, hieß es am Donnerstagnachmittag zur APA.

Advofin hat auch Klagen gegen die Bank Medici geprüft, will aber "derzeit noch nicht aktiv werden", so Advofin-Chef Franz Kallinger auf APA-Anfrage. Als Grund führte er "das klare Problem der Bonität" an. Advofin vertritt in der Causa Bank Austria/"Primeo" rund 300 Anleger mit einem Schadensvolumen von rund 50 Mio. Euro.

Bank Austria sieht kein Verschulden

Die Bank Austria kann nicht nachvollziehen, warum sie beim mutmaßlichen Betrugsfall eine Schuld treffen sollte. Die Aufklärungs- und Informationspflichten seien erfüllt worden, bekräftige die Bank am Donnerstagnachmittag.

Die Bank Medici hat "mit Entrüstung" den Vorwurf vernommen, ihre ehemaligen Vorstände Helmuth Frey und Peter Scheithauer hätten gewusst, dass ihre Darstellung der Investmentaktivitäten (etwa in Fondsprospekten) falsch und irreführend sei. "Die in den Fondsprospekten gegebenen Informationen waren gesetzeskonform", so die Bank in einer Stellungnahme. Zu dem Österreicher Horst Leonhardt, der in den USA eine entsprechende Klage eingebracht hat, habe die Bank Medici "keinerlei Geschäftsbeziehung". Das Geldhaus von Sonja Kohn habe "kein klagbares Verhalten gesetzt". (APA)