15 Schusswaffen. Wer braucht 15 Schusswaffen zu Hause? Ein braver schwäbischer Kleinunternehmer, Mitglied im Sportschützenverein. Seinen halbwüchsigen Sohn hat er in diesem Sinn ermutigt und erzogen. Eine Waffe, die schwere automatische Pistole, war nicht versperrt, sie lag im Schlafzimmer. Als Schutz gegen Einbrecher und so. Man liest ja so viel.

Dass in 99 Prozent aller Fälle die Selbstschutzwaffe nicht gegen die bösen Räuber, sondern innerhalb des engeren Umfelds verwendet wird - bei Beziehungstaten etwa, gegen sich selbst oder eben bei Amokläufen von Psychopathen -, das liest man seltener und glaubt es auch nicht. Ein Haus voller Waffen ist eben irgendwie akzeptiert in unserer Gesellschaft.

Über den zurückhaltenden, ruhigen, unauffälligen 17-Jährigen, der so gern am Computer saß, wird man, wie über all die anderen ruhigen, unauffälligen Mörder-Teenager, noch sehr viel lesen und hören. Aber es sollte ebenso sehr über die Psyche angesehener älterer Bürger diskutiert werden, die sich die Bude mit Schusswaffen vollräumen; und über ein gesellschaftliches Klima, das das als mehr oder minder normal ansieht. (Hans Rauscher, DER STANDARD - Printausgabe, 13. März 2009)