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Füt Kundenoreintierung haben CEE-Manager offenbar kein Händchen

Foto: AP/Markus Schreiber

Wien - Fehlende Kundenorientierung und ineffiziente Unternehmensführung zählen zu den Hauptproblemen bei geschäftlichem Engagement in Mittel- und Osteuropa. Allerdings ist das unternehmerische Umfeld im CEE-Raum dynamisch, lokale Manager arbeiten viel und ambitioniert,
weibliche Führungskräfte sind besser als ihre männlichen Kollegen. Diese Aussagen zählen zu den wichtigsten Ergebnissen einer Studie, die die Target International Executive Search Gruppe gemeinsam mit der Henley Business School in sechs Mitgliedsstaaten der Europäischen Union durchgeführt hat. Obwohl es einige allgemein gültige Aussagen für die CEE-Region gibt, fallen
zwischen den Managementkulturen von Bulgarien, Tschechien, Ungarn, Polen, Rumänien und der Slowakei beträchtliche Unterschiede auf.

Potenziale erkennen

"Die Studie zeigt deutlich, was ausländische Manager bei ihrer Arbeit in Mittel- und Osteuropa als größte Hindernisse sehen und worin Chancen für geschäftliches Wachstum liegen", erklärt Clive Bennett, Partner des in Lissabon ansässigen Headhunters Ad Capita und Co-Autor der Studie sowie weiterer vergleichbarer Projekte in Portugal und Irland. "Wir sind überzeugt, dass lokale Manager von einer Analyse der Studienergebnisse profitieren können, wenn sie mangelhafte Führungspraktiken ändern und Stärken ausbauen wollen. Gerade in turbulenten Zeiten stellt ein
wettbewerbsfähiges Management einen wesentlichen Erfolgsfaktor dar." Denn, so Bennett, eines sei nicht zu leugnen: "Die Region hat in den letzten 20 Jahren außergewöhnliche Veränderungen erlebt."

Ergebnisse

Generell schlossen sich im Ausland arbeitende Manager folgenden Aussagen an (in Klammern der Prozentsatz der Befragten, die der Behauptung zustimmen oder stark zustimmen):

  • Ausländer arbeiten/leben gerne in CEE-Ländern (88% / 89%)
  • Das Geschäftsumfeld ist aktiv und dynamisch (72%)
  • Lokale CEE-Manager arbeiten viel (65%)
  • Frauen sind tendenziell bessere Manager als Männer (65%)

Zustimmung gab es auch bei folgenden Kritikpunkten:

  • Gute Manager sind sehr schwer zu finden (81%)
  • Unternehmen und ihre Manager arbeiten nicht kundenorientiert (80%)
  • Unternehmen sind im Allgemeinen nicht gut organisiert und nicht effizient (79%)
  • Bürokratie / Korruption stellen für gute Geschäftsergebnisse in der CEE-Region eine ernst zu nehmende Behinderung dar (78% / 62%)

"Um ein Unternehmen nachhaltig wachsen zu lassen, muss man sich am Kunden orientieren", so Chris Brewster, Co-Autor der Studie und Professor für Internationales Human Ressource Management an der Henley Busisness School. "Der Schwung schnellen Wachstums und der Wettbewerbsvorteil billiger Arbeitskraft werden nicht anhalten, daher bedarf es nachhaltiger Faktoren. Manager müssen sich stärker an den Wünschen des Kunden orientieren und effizienter arbeiten. Vor allem drei Aspekte spielen hier eine grosse Rolle: mangelnde Teamfähigkeit, Nichteinhaltung von Terminen und die Weigerung von Managern, persönliche Verantwortung zu übernehmen. Eine Änderung dieses Verhaltens könnte sich spürbar auf die Geschäftserfolge auswirken", kommentiert Professor Brewster.

Die Studie zeigt weiters, dass es beträchtliche Unterschiede zwischen den sechs Staaten bzw. ihren jeweils besten und schlechtesten Ergebnissen gibt (die Aufzählung der Staaten entspricht der Reihenfolge, in der ausländische Manager ihre Performance bewerten):

1. Polen

+ Sehr dynamisch und unternehmerisch, geringste Korruptionsrate, bester
Umgang mit Kunden
- Sehr formell in der Kommunikation, Hierarchie dominiert, autokratischer
Führungsstil

2. Slowakei

+ Am wenigsten bürokratisch, sehr kooperativ und flexibel, loyal
- Unternehmergeist fehlt, zu formell, übernehmen keine Verantwortung

3. Tschechien

+ Beste Planung, bester Wohnort für im Ausland arbeitende Manager,
kooperativ, halten Termine ein
- Schlechteste Wertung im Hinblick auf persönliche Beziehungen und Humor,
unflexibel, zu viele Formalitäten

4. Rumänien

+ Größter Arbeitseinsatz und Ehrgeiz, Spitzenreiter im Umgang mit Ausländern
und anderen Kulturen
- Die meisten überbezahlten Manager, desorganisiert, wenig Teamwork,
mangelhafte Planung

5. Ungarn

+ Informell, beste persönliche Beziehungen, kreative Problemlösungen
- Letztplatziert bei Akzeptanz von Kritik, kaum Dynamik und Ambitionen,
nicht gut im Umgang mit Ausländern

6. Bulgarien

+ Größter Unterschied zwischen weiblichen und männlichen Managern, hohe
soziale Kompetenz, starker Veränderungswille, Kritik wird angenommen
- Höchste Korruptionsrate, Schlusslicht bei Planung, Organisation, Teamwork
und Kundendienst

Studie bestätige Praxiserfahrungen

"Die Studie bestätigt unsere Erfahrungen eindrucksvoll: In Mittel- und Osteuropa sind Frauen wesentlich bessere Manager als Männer. Diese Entwicklung hat sich schon in unserem täglichen Recruitment von Führungskräften abgezeichnet", erklärt Klemens Wersonig, Gründer und CEO der
Target International Executive Search Gruppe und Sponsor der Studie. "Im privaten Gespräch sagen immer mehr ausländische Manager, dass sie lieber Frauen engagieren. Wir wollten diesen Trend überprüfen und die Studie ergab tatsächlich, dass zwei Drittel aller Befragten diese Einstellung teilen."

Wersonig betont, dass "die Studie die meisten Erfahrungen bestätigt, die wir in den vergangenen 15 Jahren gemacht haben. Die menschliche Seite eines Unternehmens ist einer der wichtigsten Aspekte." Den Weg aus der gegenwärtigen Wirtschaftskrise sieht Wersonig daher "im Überdenken der Managementkultur und in der Besinnung auf die zentralen Werte jedes Geschäftserfolges: Kundenorientierung, Teamwork und Integrität.

Über die Studie

Die Studie wurde im Herbst 2008 durchgeführt und basiert auf einer Befragung von mehr als 5.000 Managern in Bulgarien, Tschechien, Ungarn, Polen, Rumänien und der Slowakei. Von den insgesamt 1.169 gültigen Rückantworten stammten 271 von lokalen Managern, die als Kontrollgruppe dienten. Es zeigte sich, dass diese lokalen Manager die oft kritischen Ansichten der Expats teilen, nur die ungarischen Manager wichen hier ab und stellten sich selbst ein besseres Zeugnis aus. Über 10 Prozent der Rückantworten stammen von österreichischen Managern. (red, derStandard.at)