Brüssel - Experten haben die USA davor gewarnt, von Gesprächen mit Taliban in Afghanistan einen Durchbruch bei der Befriedung des Landes zu erwarten. Vereinbarungen der Behörden mit Aufständischen in Afghanistan oder Pakistan in der Vergangenheit hätten sich als "unwirksam für den Aufbau stabiler Institutionen" erwiesen, mahnte die in Brüssel ansässige Forschungsgruppe International Crisis Group (ICG) in einem Bericht. Wenn mit Aufständischen ein Abkommen erzielt würde, in dem sie auf Angriffe auf die staatlichen Sicherheitskräfte verzichten, würde sich ihre Gewalt aller Erfahrung nach gegen andere Ziele richten, vor allem gegen unbewaffnete Zivilisten.

"Aufbau eines durchsetzungsfähigen Staates"

Waffenruhen mit Aufständischen würden zu guter Letzt gebrochen und die Angriffe gegen Armee und Polizei fortgesetzt, hieß es in dem ICG-Bericht weiter. Wichtiger als eine Verständigung mit "Jihadisten-Gruppen" sei der Aufbau eines stabilen und durchsetzungsfähigen Staates. "Wenn die Bürger den Staat als legitim und fähig zur Garantie von Sicherheit wahrnehmen, eine gute Regierung und einen Rechtsstaat sehen, dann erst werden die Afghanen in der Lage sein, dem Druck und dem Einfluss der Gotteskrieger zu widerstehen", schrieben die Experten.

US-Präsident Barack Obama zieht in Erwägung, das Gespräch mit gemäßigten Taliban in Afghanistan zu suchen. Obamas Stellvertreter Joe Biden bekräftigte zuletzt bei einem Besuch in Brüssel, diese Taktik sei es "wert, geprüft zu werden". Im Irak hatte die US-Armee durch die Zusammenarbeit mit sunnitischen Milizen Erfolge erzielt. (APA)