Braunschweig - Schon eine bakterielle Halsinfektion kann eine schwere rheumatische Herzkrankheit auslösen. Verantwortlich dafür sind Streptokokken, die bestimmte Proteine auf der Oberfläche tragen, wie Mitarbeiter des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig entdeckten. Mit dieser Erkenntnis lässt sich die Krankheit früh erkennen und behandeln.

Eine rheumatische Herzkrankheit entwickeln weltweit pro Jahr etwa 15 Millionen Kinder. Eine halbe Million von ihnen stirbt an dem Leiden. Dabei lösen bestimmte Typen von Streptokokken im Körper eine Kette von Reaktionen aus, die letztlich zu der gefährlichen Herzkrankheit führen. Diese Keime tragen auf ihrer Oberfläche eine spezielle Proteinsequenz, das sogenannte PARF-Motiv. "Das ist ein kleiner Abschnitt aus dem Protein auf der Oberfläche, mit dem Streptokokken sich an unsere Zellen heften und uns krank machen", erläuterte Patric Nitsche-Schmitz.

Weiterentwicklung der Erkrankung

Gerade in Entwicklungsländern, wo erkrankte Kinder medizinisch schlecht versorgt werden, entwickeln sich die harmlosen Halsschmerzen oft zu rheumatischem Fieber. Der Grund: Die Bakterien haften sich an Kollagen, die Grundsubstanz in Knochen und Knorpel. In der Folge greift das Immunsystem auch das lebensnotwendige Kollagen an, wie die Helmholtz-Forscher im Online-Journal "PLoS One" schreiben. Wird auch dieses rheumatische Fieber nicht vollständig behandelt, folgt die Herzkrankheit, bei der sich die besonders kollagenreichen Herzklappen entzünden.

Insgesamt haben etwa fünf Prozent aller Halsinfektionen durch die kugelförmigen Bakterien eine Autoimmun-Erkrankung zur Folge. Um diese Patienten zu ermitteln, entwickeln die Braunschweiger Forscher nach Angaben des Helmholtz-Zentrums einen Test auf das PARF-Motiv. Der könnte Millionen Kindern das Leben retten. (APA/AP)