1749 von Maria Theresia als zentrales Archiv des Hauses Habsburg gegründet: das Haus-, Hof- und Staatsarchiv neben dem Kanzleramt.

Foto: Heribert Corn

Metternichs Briefe an Rothschild sind aber verschwunden.

Bereits Anfang Juli 1960, ein knappes Jahr vor dem legendären Treffen mit John F. Kennedy, hatte Nikita Chruschtschow, Ministerpräsident der UdSSR, Wien besucht. Er pries die Neutralität Österreichs, sinnierte über Abrüstungsfragen, brillierte mit Bibelkenntnissen und schloss seine Rede in der Hofburg mit dem üblichen Hinweis auf den Frieden: "Wir brauchen ihn, um die kommunistische Gesellschaft aufzubauen."

Nachgerade erschöpfend berichtete Die Presse damals, was sich zutrug: Franz Jonas, der Bürgermeister (und spätere Bundespräsident), hatte nur für Chruschtschow, aber nicht für dessen Frau Nina einen Lipizzaner-Nippes von Augarten als Geschenk vorbereitet. Und der Gast selbst nahm der Situation die Peinlichkeit – mit einer Macho-Ansage. "Das macht nichts", soll Chruschtschow gesagt haben. "Man darf den Frauen nicht so viele Geschenke geben!"

In der Ausgabe vom 3. Juli 1960, einem Sonntag, wird auch der Ausflug nach Rust im Tullnerfeld nacherzählt. Dort war Leopold Figl, nun Nationalratspräsident, geboren worden: Der ehemalige Kanzler, der 1955 als Außenminister auf dem Balkon des Belvedere stolz den Staatsvertrag hatte präsentieren dürfen, führte Chruschtschow durch den elterlichen Hof, man besichtigte "eingehend" nicht nur Vieh und Maschinen, sondern auch den Misthaufen. Dabei entspann sich ein Fachgespräch über die Landwirtschaft. Der russische Mais würde zehnmal mehr Ertrag bringen als der österreichische, prahlte Chruschtschow. Figl widersprach heftig, so dass schließlich um ein Zuchtschwein gewettet wurde. Die "Kukuruzwette" sollte Figl zwar gewinnen, die Sau bekam er allerdings nie.

"Sowjetische Aktenspende"

Begonnen hatte dieser dritte Tag von Chruschtschow in Wien in ganz anderer Atmosphäre: Im Prunksaal der Nationalbibliothek wurde eine österreichisch-russische Ausstellung mit Dokumenten über die freundschaftlichen Beziehungen eröffnet. Der Staatsvertrag nahm "natürlich" einen Ehrenplatz ein. In der Folge überreichte der "Generaldirektor der Hauptverwaltung der Archive beim Ministerrat der UdSSR" dem Österreichischen Staatsarchiv zahlreiche Fotokopien von Schriftstücken, die man in der Ausstellung gezeigt hatte, und diverse österreichische Dokumente, die von der Sowjetarmee im Zweiten Weltkrieg "gerettet" worden waren. Die Presse vermeldete dies am 12. Juli 1960: Gebhard Rath, der Generaldirektor des Staatsarchivs, übernahm "unter anderem 18 Briefe Metternichs an Marschall Bellegarde, sechs weitere Briefe des österreichischen Staatskanzlers an Rothschild, einen Schuldbrief des Erzherzogs Karl Ludwig" sowie fünf Personaldokumente des k. k. Hofs- und Gerichtsadvokaten Ludwig Kunwald.

In Band 13 der "Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs" aus dem Jahr 1960 berichtete Rudolf Neck über die Durchführung der österreichisch-sowjetischen Ausstellung und die Überreichung einer "Reihe von Akten, die von der Roten Armee im zweiten Weltkrieg erbeutet wurden" , als "Spende" an das dem Kanzleramt unterstellte Staatsarchiv. Von besonderem historischen Interesse seien dabei "Briefe Metternichs an den Grafen Bellegarde und an Rothschild, Letztere offenbar aus dem von der Gestapo 1938 nach Berlin verschleppten Rothschildarchiv". In einer Fußnote kündigte Neck an, "eine kleinere Studie auf Grund dieses Materials" vorzubereiten.

Die Briefe von Klemens Wenzel Lothar von Metternich (erst Graf, später Fürst) an Salomon Meyer Freiherr von Rothschild stammten nicht nur "offenbar" , sondern – wie der Schuldbrief von Erzherzog Karl Ludwig – tatsächlich aus dem Rothschildarchiv. Aber auch die Briefe an Bellegarde und die Kunwald-Dokumente dürften bis 1938 in Privatbesitz gewesen sein.

Dass man daher unrechtmäßig in Besitz der Materialien gelangt sein könnte: Daran wollte man im Kanzleramt lieber keinen Gedanken verschwenden. Die gesamte "Sowjetische Aktenspende 1960" wurde fein säuberlich inventarisiert und "mit Rücksicht auf die den Geschenkcharakter besonders hervorhebende Originalverpackung" in drei Kartons "in X/92" des Haus-, Hof- und Staatsarchivs am Minoritenplatz aufgestellt. Das historische HHSA mit der babenbergisch-habsburgischen Urkundensammlung ist seit der Zentralisierung des Archivwesens in der NS-Zeit Teil des Österreichischen Staatsarchivs.

Das Familienunternehmen

Salomon Meyer Freiherr von Rothschild, geboren 1774, war der zweite Sohn von Mayer Amschel Rothschild. Dieser gilt, wiewohl seine Vorfahren bereits seit Mitte des 16. Jahrhunderts im Ghetto von Frankfurt lebten, als Gründer der Dynastie. Denn der Münz- und Wechselhändler konnte aufgrund hervorragender Kontakte zu den Mächtigen in wenigen Jahrzehnten ein beinahe weltweit agierendes Familienunternehmen etablieren. Amschel Mayer Rothschild, sein Ältester, blieb in Frankfurt; die übrigen vier Söhne gingen in andere, strategisch wichtige Städte: Nathan Mayer Rothschild gründete die Niederlassung in London, Kalman Rothschild eröffnete von Neapel aus die sizilianische Dependance, Jakob (James de) Rothschild baute die Bank in Paris auf – und Salomon Rothschild ließ sich in Wien nieder.

Schon bald war er der wichtigste Financier der Monarchie, was zur Folge hatte, dass ihm das Haus Habsburg und Staatskanzler Metternich verpflichtet waren. 1822 wurde Salomon Rothschild zum Freiherrn geadelt, 1835 erhielt er die Konzession zum Bau der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn, 1843 übernahm er, um nicht von britischen Schienenlieferungen abhängig zu sein, die Witkowitzer Eisenwerke.

Im Revolutionsjahr 1848 finanzierte er Metternichs Flucht nach London, der am 13.März abgedankt hatte. Und auch er selbst, längst einer der größten Grundbesitzer der Donaumonarchie, flüchtete – nach Frankreich. 1849 kehrte er nach Wien zurück, zuletzt lebte er vornehmlich bei seiner Tochter Betty in Paris, wo er 1855 starb.

Die Geschäfte in Wien florierten. Nach dem Tod von Albert Mayer Rothschild, kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs, übernahm Louis Rothschild das Bankhaus. Er bewohnte das Palais, das sein Vater in der Prinz-Eugen-Straße hatte errichten lassen, und führte ein Leben als "letzter Gentleman großen Stils" , so Frederic Morton in seinem Porträt der Dynastie.

Noch am 1. März 1938, auf Skiurlaub in Kitzbühel, ignorierte er die Warnungen, die ihm ein Kurier aus Frankreich überbracht hatte, und kehrte nach Wien zurück. Am 11.März marschierte die Wehrmacht ein; tags darauf beschlagnahmte die SS auf dem Flugfeld Aspern den Pass des Bankiers, der als Reiseziel seinen italienischen Poloplatz angegeben hatte. Zwei Tage später wurde Louis Rothschild festgenommen – und erst am 4. Mai 1939 wieder freigelassen – nachdem er sich bereiterklärt hatte, seine Besitztümer (und auch jene der Geschwister) abzutreten.

Bereits im März 1938 war das Bankhaus SM Rothschild & Söhne unter kommissarische Verwaltung gestellt worden, kurz darauf wurde eine Reihe von Gegenständen aus dem umfangreichen Besitz der Brüder Alphonse, Louis und Eugène Rothschild beschlagnahmt, darunter die Kunstsammlungen und auch das Familienarchiv.

Odyssee der Dokumente

Ursprünglich in Frankfurt angelegt, befand sich dieses seit 1927 in Wien. Am 2.April 1938 erstellte das SD-Hauptamt-Sonderkommando II 112 ein Inventar: In vier Kisten befanden sich zahlreiche Diplome, Stifts- und Geschäftsbriefe, Urkunden, Korrespondenzen, Anleihen, Testamente und so weiter – insgesamt rund 40.000 Dokumente. Sie wurden in ein Lager der Gestapo nach Berlin – mit Beginn der alliierten Bombardements nach Fürstenstein und im April 1944 ins Schloss Wölfelsdorf (heute in Wa³brzych, Polen) – verbracht.

Im Frühjahr 1945 fielen diese Archivalien zusammen mit vielen anderen der Roten Armee in die Hände: In 50 Eisenbahnwaggons wurden sie nach Moskau transportiert. Und dort lagerte man den Bestand im 1946 gegründeten "Zentralen Staatlichen Sonderarchiv" ein.

Erst 1990, in Zeiten von Glasnost, wurde die Existenz des Archivs bekannt und dieses für die Wissenschaft geöffnet. Die russische Regierung begann, eine Reihe von Beständen, darunter die französischen und britischen, zu restituieren. Im November 2001 gelang es den Rothschilds, ihr Archiv zurückzubekommen. Aus Dankbarkeit für das Aufbewahren schenkte die Familie Russland mehrere Briefe von Zar Alexander und Prinzessin Jurjewskaja. Bettina Looram, Tochter von Alphonse Rothschild, nahm die Dokumente in Empfang und übergab sie dem Rothschild Archive in London.

Bei der Durchsicht wurde festgestellt, dass einige Schriftstücke fehlten: die Briefe Metternichs an Salomon Rothschild, Unterlagen zu den Beziehungen Metternichs und seiner Erben zum Bankhaus sowie ein Schuldbrief von Erzherzog Karl Ludwig. Bereits 1960, so ein Vermerk der russischen Archivare, waren diese Dokumente nach Wien gebracht worden.

Anfang 2003 erbat das Rothschild Archive vom Staatsarchiv Fotokopien der Schriftstücke, worauf Hofrat Ernst Petritsch eine Recherche im Haus-, Hof- und Staatsarchiv einleitete. Deren Ergebnis war beschämend: Der Bestand ließ sich nicht finden.

In seinem Bericht vom 26.Februar 2003 an Generaldirektor Lorenz Mikoletzky rekapituliert Petrisch die Geschichte mit der "Sowjetischen Aktenspende": dass Rudolf Neck eine "kleinere Studie" ankündigt hatte, dass diese aber nie erschienen sei. Da nicht auszuschließen war, dass Neck, Generaldirektor des Staatsarchivs von 1979 bis 1986, die Briefe an sich genommen hatte, kontrollierte man den Nachlass: Im Karton 14 befand sich zwar eine Mappe mit der Bezeichnung "Metternich und das Haus Rothschild" , aber in dieser keine Originale. "Bedauerlicherweise", so Petritsch, fehlte nicht nur von den Briefen, sondern von der gesamten Spende jede Spur.

Die Anfrage des Rothschild Archive blieb unerledigt. 2007 begann die Provenienzforscherin Ruth Pleyer sich der Angelegenheit im Auftrag der Rothschilds anzunehmen. Sie fand heraus, was schon Petritsch herausgefunden hatte, kontaktierte aber auch ehemalige Mitarbeiter. Und diese deuteten an, dass der Nachlass, den die Erben nach Neck dem Staatsarchiv überantworteten, nicht vollständig gewesen sei. Denn Neck hätte auch andernorts Unterlagen deponiert, um über diese zu forschen. Nach seinem Tod 1999 wäre einfach darauf vergessen worden, das Material zurückzugeben.

Mikoletzky hingegen glaubt, dass die Metternich-Briefe bloß "verreiht" worden seien. Er will daher die Hoffnung nicht aufgeben, dass sie noch auftauchen. Und er hat auch guten Grund dazu: Metin Yilmaz, ein Ausheber, fand vor knapp zwei Jahren beim Aufräumen zwei der drei Kartons der "Sowjetischen Aktenspende" . Sie enthalten einerseits die fünf Dokumente des Advokaten Ludwig Kunwald und andererseits den Schuldbrief von Erzherzog Karl Ludwig aus dem Archiv der Rothschilds.

Wie es passieren konnte, dass seit 49 Jahren NS-Raubgut im Staatsarchiv lagert? Dazu will sich Mikoletzky, Generaldirektor seit 15 Jahren, nicht äußern. Damals, 1960, seien Dinge anders beurteilt worden als heute. Die Restitution von Dokumenten, in deren Besitz man unrechtmäßig kam, sei aber eine Verpflichtung.

Nachforschungen zu den Fällen Bellegarde und Kunwald dürfte es allerdings keine gegeben haben – obwohl spätestens seit der Recherche von Petritsch 2003 allen klar sein musste, dass es sich um geraubte Dokumente handelt. Ludwig Kunwald, der dem assimilierten jüdischen Großbürgertum angehörte, hatte einen Sohn, Gottfried Kunwald, der ein enger Berater und Freund von Prälat Ignaz Seipel war; er nahm sich, von der SA überwacht, in der Nacht von 13. auf 14. März 1938 das Leben.

Eine Rückgabe ist gegenwärtig aber nicht so einfach, denn es fehlt eine gesetzliche Grundlage. Der Fall Rothschild könnte daher – wie schon vor elf Jahren – eine Vorreiterrolle spielen.

Am 14. Februar 1998 veröffentlichte DER STANDARD seine Recherchen über den Fall Rothschild, dem viele weitere, etwa zu Bloch-Bauer, folgten: Die ins Ausland geflüchtete Familie musste den Bundesmuseen in der Nachkriegszeit hunderte Kunstwerke und Objekte "schenken" – im Gegenzug für eine Ausfuhrgenehmigung der übrigen in der NS-Zeit beschlagnahmten Sammlungen.

Vor allem aufgrund dieses Falles beschloss die damalige SPÖ-ÖVP-Regierung mit den Stimmen aller im Parlament vertretenen Parteien im November 1998 ein Kunstrückgabegesetz. Auch wenn es anfangs abfällig als "Lex Rothschild" bezeichnet wurde: Schon bald wurde klar, dass der Fall Rothschild nur die Spitze des Eisberges ist. Bis zum Herbst 2008 empfahl der Rückgabebeirat bei 184 von 210 vorgelegten Fällen die Restitution von rund 10.000 Gegenständen.

Das Kunstrückgabegesetz hat aber nur für Objekte in den Bundesmuseen Gültigkeit. Ende 2007 war der Rückgabebeirat jedoch mit einem besonderen Fall betraut: Das in der NS-Zeit entzogene Gemälde "Der Flößer" von Albin Egger-Lienz befand sich im Besitz des Finanzministeriums und hing zuletzt im Hollabrunner Finanzamt.

Gesetzesnovelle notwendig

Es schien daher geboten, das einschränkend formulierte Gesetz zu novellieren: Es solle für alles "bewegliche Kulturgut" nicht nur in den Museen, sondern auch im "sonstigen Bundeseigentum" gelten. Allerdings wurde der Entwurf für das Kunstgüterrückgabegesetz erst knapp vor dem Sommer 2008 zur Begutachtung ausgesandt. Da die Koalition wenig später scheiterte, konnte die Novelle nicht mehr beschlossen werden.

Die neue Regierung nahm zwar die Verhandlungen wieder auf, Ergebnisse gibt es aber noch keine: Man befürchtet hohe Kosten, wenn alle Institutionen des Bundes, darunter eben auch das Staatsarchiv, die Provenienzen ihrer Bestände prüfen müssen. "Der Flößer" ist mittlerweile kein Grund mehr für eine Novelle: Das Finanzministerium restituierte das Gemälde auch ohne diese. Nun bedarf es neuerlichen Drucks. Der Rückgabebeirat will sich daher demnächst mit dem Fall Rothschild beschäftigen. Es ist anzunehmen, dass er die Restitution des Schuldbriefes empfiehlt.

Viel wichtiger sind aber die verschollenen Briefe. Denn sie dokumentieren nicht nur die Freundschaft zwischen Metternich und Salomon Rothschild, sondern auch die Emanzipation der europäischen Juden im 19. Jahrhundert. Dies lässt sich schon aus jenem Brief Metternichs herauslesen, der vor der Übergabe 1960 von unbekannt transkribiert wurde. Die Abschrift blieb in Moskau und befindet sich nun im Rothschild Archive.

Metternich, am 13.März 1848 zurückgetreten, schrieb den Brief am 3.April jenes Jahres in Arnheim auf der Flucht nach London. Er beginnt so: "Lieber Salomon! Ich habe Ihren Creditbrief erhalten und danke Ihnen für denselben."

In einem P. S. erklärt Metternich: "Diesen philosophischen Brief schreibe ich Ihnen in der Absicht, daß Sie meine Ansicht der Lage kennenlernen. (...) Ich bin heute in derselben Gemüts-Ruhe und Stimmung, in welcher Sie mich seit 30 und mehreren Jahren stets gekannt haben, da ich unwandelbar dasselbe gewollt und gesucht habe, so ist mein Geist und mein Gewissen im vollsten Gleichgewicht."

DER STANDARD veröffentlicht diesen Brief exklusiv (gekürzt, offensichtliche Abschreibfehler wurden ausgebessert): "In welche Unordnung ist die Welt gerathen! Sie haben mich immer gefragt, ob kein Krieg in Aussicht stehe?‘ Sie haben mich stets versichern gehört, daß dies der Fall nicht seye und solange ich das Heft in Händen hatte, konnte ich für den politischen Frieden bürgen. Die Gefahr des Tages stand nicht auf dem Feld des "politischen" Krieges, sondern auf dem des "gesellschaftlichen". Auf diesem Felde habe ich aber auch die Zügel solange in Händen gehalten, als menschliche Kraft dies möglich machte. Am Tage, wo die Möglichkeit aufhörte, bin ich vom Kutscher Sitze abgetreten, denn das Umwerfen ist gegen meine Natur.

Frägt man mich, ob das letztere nicht durch das, was unwissende Utopisten Reform meinen, verhindert werden konnte, so antworte ich mit einem kathegorischen "Nein" und dies aus der logischen Ursache, daß das, was man heute Reformen nennt und unter verschiedenen Umständen auch den Werth von Verbesserungen haben würde, unter dem Bereiche des Einflusses des dermaligen Zustandes der Gesellschaft keinen anderen Werth zu haben vermochte als den eines Tanzes mit Saebeln in Pulver Thürmen. Dies war, ist und bleibt mein Glaubensbekenntnis! (...)

Sie, lieber Salomon, haben mich von Jahren verstanden; viele andere haben es nicht. (...) Die Dinge in Frankreich stehen erst in ihrem Anfang. Eine größere, tiefer liegende Confusion hat es nie gegeben. Frankreich ist seit dem Kaiserreiche wie ein morsches Gebäude mit einer künstlichen Übertünchung da gestanden. Alle Hauptbestandteile waren durch und durch in Fäulnis und sie mußten so nach dem ersten Stoße weichen. Den Stoß hat der Communismus gegeben, welcher sich wie wucherndes Unkraut auf dem ganzen Felde fortgepflanzt hat. (...)

Brauche ich etwas in England, so werde ich mich an Ihr Haus wenden. Wie lange ich dort in der größten Rückgezogenheit bleiben werde, dies werden die Zeitläufte mit an Hand geben. (...) Nachricht von mir werden Sie stets erhalten, und hiermit Gott befohlen." (Thomas Trenkler, DER STANDARD/Printausgabe, 14.03.2009)