San Salvador - Der linke Präsidentschaftskandidat in El Salvador, Mauricio Funes, will sein Land nicht nach venezolanischem Vorbild in den Sozialismus führen. Er werde El Salvador im Falle seiner Wahl am Sonntag eher nach dem Vorbild des gemäßigteren brasilianischen Präsidenten Inacio Lula da Silva ausrichten, mit dem er eng befreundet sei, sagte Funes in einem Gespräch mit der dpa. Funes, der jahrelang Reporter des US-Senders CNN und ein bekannter Fernsehmoderator war, wies auch Behauptungen seiner Gegner zurück, El Salvador könnte unter ihm kommunistisch werden, sich von den USA entfernen und sich Kuba und Venezuela zuwenden.
"Ich plane keinen interventionistischen Staat. Ich bin für einen Staat, der reguliert und aufpasst; der es möglich macht, dass es im Lande Wettbewerb gibt, dass die Institutionen und der Privatbesitz respektiert werden, dass es Rechtssicherheit gibt und vor allen Sicherheit", sagte der Kandidat der aus der Guerilla hervorgegangenen Linkapartei FMLN. Weiters betonte Funes: "Die ausländischen Investoren müssen nicht befürchten, dass ihr Eigentum konfisziert oder der Prozess der Privatisierung rückgängig gemacht wird." Der Dollar als Währung werde in El Salvador beibehalten, ebenso wie die Handelsverträge, insbesondere mit den USA.
Konfrontation mit USA ausgeschlossen
Eine Konfrontation mit den USA ist laut Funes völlig ausgeschlossen, vielmehr werde er eine Politik des gegenseitigen Verstehens anstreben. "Die Bedeutung der Vereinigten Staaten für das Schicksal von El Salvador ist fundamental", sagte er zur Begründung. "Es wäre aus meiner Sicht verrückt daran zu denken, gegen Präsident (Barack) Obama Politik zu machen."
Der Kandidat der rechten ARENA-Partei, Rodrigo Avila (45), will seinerseits verhindern, dass es in El Salvador zu einem Linksruck kommt. 17 Jahre nach dem Ende eines blutigen Bürgerkrieges will er die Spaltung der Gesellschaft des kleinen mittelamerikanischen Landes überwinden, betonte er im Gespräch mit der dpa. Nach den Wahlen an diesem Sonntag solle das Land endlich auch seinen inneren Frieden finden, Er werde von der Reichen mehr Solidarität mit den Armen verlangen, erklärte der frühere Polizeichef und Vizesicherheitsminister.
Rechtskandidat spricht von "Solidarität"
Avila präsentierte sich, auch beraten von der deutschen CSU-nahen Hans-Seidel-Stiftung, in dem Wahlkampf als ein moderater rechtsliberaler Politiker. Seine Partei, die Alianza Republicana Nacionalista (ARENA), hatte es in zwei Jahrzehnten nicht geschafft, die sozialen Gegensätze, die Gewalt und Kriminalität in den Griff zu bekommen. "Wir müssen dem privaten Sektor mehr Solidarität abverlangen", sagte er in dem Gespräch. Avila, der auch Eigentümer einer Sicherheitsfirma ist, wandte sich gegen die "wilden Auswüchse des Liberalismus" und sagte: "Wir müssen eine Politik oder Kultur des sozialen Marktes entwickeln."
Er kritisierte die gegnerische linke Befreiungsfront FMLN und deren Kandidaten Funes, weil diese das Land auf einen Konfrontationskurs mit den Vereinigten Staaten bringen würden. Er könne nicht sagen, ob die FMLN El Salvador in den Sozialismus oder Kommunismus führen wolle. "Aber was ich sagen kann, ist, dass unser Land zweifellos in den Einflussbereich des (venezolanischen Präsidenten) Hugo Chávez gerät. Das ist unvermeidbar." (APA/dpa)