Hans Rauscher will über meinen Vorschlag einer demokratischen Bank "nur lachen" (DER STANDARD, 28. 2.) Weder geht er auf die gebrachten Argumente ein noch offeriert er Alternativen, er schließt das Wort "Vergesellschaftung" mit "Osteuropa" kurz und fängt an zu prusten.

Zur allgemeinen Erheiterung: Ich bin in Mattsee bei Salzburg aufgewachsen und dort in eine "vergesellschaftete" Volksschule und ebensolche Hauptschule gegangen. Anderswo sind Grundschulen privat und profitorientiert. Ist Mattsee deshalb kommunistisch?

Später besuchte ich ein öffentliches Gymnasium und studierte an einer staatlichen Uni. Ich trank Trinkwasser aus einem sozialisierten Kommunalbetrieb, meinen ersten Bausparer hatte ich bei einer vergesellschafteten Bank (staatliche Prämie!), mein Blinddarm wurde in einem Landeskrankenhaus entfernt, das ich auf einer gesellschaftseigenen Straße in einem öffentlichen Bus erreichte. In Mattsee sind u. a. noch das Schwimmbad, Museen, die Bücherei und die zitierte Sparkasse Gesellschaftseigentum. Lieber Hans Rauscher, nicht in Moskau, sondern hierzulande habe ich gelernt, dass Profit nicht alles ist.

Mein Argument: Geld und Kredit sind Grundversorgungsmittel für die Wirtschaft so wie die Bildung, medizinische Betreuung oder das Trinkwasser. Während wir hier ganz selbstverständlich die Vergesellschaftung akzeptieren, stößt die Idee der demokratischen Kontrolle von Geld und Kredit auf panischen Widerstand, weil offenbar nicht sein kann, was nicht sein darf.

Sachlich betrachtet ist das (west-)europäische Wirtschaftswunder mit einer Mischung aus vergesellschafteten und nichtgewinnorientierten Genossenschaftsbanken gelungen. Die aktuelle Krise wurde dagegen von profitorientierten Aktiengesellschaften ausgelöst. Mein Vorschlag galt ausdrücklich nicht dem Zurück zur "Staatsbank", sondern etwas Neuem. Ich empfahl, das vorbildliche Beispiel einer "demokratischen Allmende" nicht in Sibirien, sondern in Kalifornien zu studieren: Der Vorstand des Energieunternehmens von Sacramento, das 1,5 Millionen Haushalte versorgt, wird direktdemokratisch gewählt, Vorstandssitzungen sind öffentlich. Die Resultate überzeugen. Der Betrieb ist bei Umweltschutz und Servicequalität stets an der Spitze der USA. Von solchen Alternativen sollten wir lernen, anstatt die demokratische Diskussion mit der kampfrhetorischen Kommunismus-Keule und strategischem Auslachen zu verweigern.(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14./15.3.2009)