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Ein frustrierter Raich verlässt die Slalom-Piste in Aare.

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Grange: Fahne und Kugel stehen ihm gut.

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Mario Matt freut sich über den Tagessieg in Aare.

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Svindal küsst die große Kugel.

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Aare - Benjamin Raich ist am Samstag im Slalom des alpinen Ski-Weltcup-Finales in Aare ausgeschieden, damit hat Aksel Lund Svindal zum zweiten Mal nach 2007 den Sieg im Gesamt-Weltcup sicher. Der Tiroler, der mit einem Rückstand von nur zwei Punkten auf den Norweger ins letzte Saisonrennen gegangen war, fädelte im ersten Durchgang mit Startnummer 1 ein. Auch Svindal schied aus, damit hat der 26-Jährige die Große Kristallkugel mit dem "Minusrekord" von 1.009 Punkten eingefahren.

Zudem bedeuten die zwei Zähler Vorsprung von Svindal auf Raich die knappste Entscheidung der Weltcup-Geschichte. Den bisherigen Rekord in dieser Hinsicht hatte es 2007 gegeben, damals hatte Svindal am Ende 13 Punkte Vorsprung auf Raich aufgewiesen. "Das ist schon eine richtige Watschn. Aber da muss ich durch und das werde ich auch schaffen", meinte Raich in einer ersten Reaktion.

Matt und Grange jubeln in Aare

Die alpine Ski-Weltcup-Saison der Herren ist am Samstag mit einem österreichischen Sieg zu Ende gegangen. Der Tiroler Mario Matt gewann den Slalom beim Finale in Aare, wo er 2007 Weltmeister wurde, vor den beiden Franzosen Julien Lizeroux und Jean Baptiste Grange. Für Grange reichte Platz drei zum Gewinn des Slalom-Weltcups.

Chronologie einer Rückkehr

Es ist eines der größten Comebacks der Skigeschichte. Der Norweger Aksel Lund Svindal, bereits 2007 Gewinner des Gesamtweltcups, hat sich am Samstag in Aare durch einen Ausfall von Benjamin Raich im letzten Saisonrennen zum zweiten Mal die wichtigste Trophäe in alpinen Skisport geholt. Der 26-jährige mittlerweile dreifache Weltmeister ist am 27. November 2007 beim Abfahrttraining in Beaver Creek so schwer gestürzt, dass er eine ganze Saison verpasst hatte. Nach harten Zeiten der Rehabilitation hat Svindal wieder zu alter Stärke gefunden.

Fall...

Nach dem Unfall auf der "Birds of Prey" war die Öffentlichkeit länger im Unwissen, wie schlimm es Svindal wirklich erwischte hatte. Eine tiefe Schnittwunde am Gesäß war nur knapp an der Schlagader vorbeigegangen, im Gesicht hatte sich der Sportler zahlreiche Brüche zugezogen. 17 Kilogramm hatte er während des Krankenhausaufenthaltes und der Reha verloren. Im Jänner 2008 zeigte sich Svindal während der Hahnenkammrennen in Kitzbühel erstmals wieder im Ski-Weltcup, um die Osterzeit begann er wieder mit richtigem Training, im Oktober kehrte er schließlich im Sölden-Riesentorlauf (13.) nach elf Monaten in den aktiven Rennsport zurück.

...Und Auferstehung

Wieder konkurrenzfähig zu sein, war das große Ziel für den Comeback-Winter gewesen. "Wenn ich Rennen fahre, bin ich nicht auf Resultate fokussiert, das war ich nie. Mein Ziel ist es, so schnell zu fahren, dass ich in der Position bin, um den Gesamtweltcup mitzustreiten und mit den Kollegen darum zu kämpfen." Bald stellte sich heraus, dass Svindal wieder ein ernsthafter Anwärter auf den Großen Globe war, am 5. Dezember 2008 gewann er auf der Raubvogelpiste, die ihn im Jahr zuvor so hart abgeworfen hatte, die Abfahrt und tags darauf den Super-G. "Ich habe mich mental extrem lange auf die Rückkehr nach Beaver Creek vorbereitet und immer wieder alle Szenarien durchgespielt, die mich hier erwarten könnten", erzählte Svindal nachher.

Atomic-Pilot Svindal bezeichnet sein Comeback nicht als "Wunder, sondern als sehr viel harte Arbeit". Der Erbe von Lasse Kjus und Kjetil Andre Aamodt hat in dieser Saison drei Weltcuprennen gewonnen, insgesamt hat er zwölf Erfolge in vier Disziplinen zu Buche stehen, nur ein Slalom-Triumph fehlt ihm. Bei den Weltmeisterschaften in Val d'Isere gewann der Modellathlet mit 1,89 Meter Größe und 95 Kilogramm Körpergewicht die Goldmedaille in der Super-Kombination. 2007 in Aare war er Doppelweltmeister (Abfahrt und Riesentorlauf), Silber 2005 in Bormio in der Kombination und Bronze 2009 im Super-G vervollständigen den Medaillensatz.

2001 in Sölden gab Svindal sein Weltcup-Debüt, erstmals punktete er am 15. Dezember 2002 als 23. im Val d'Isere-RTL. Neben den zwei großen hat er auch bereits vier kleine Kristallkugeln erobert, 2006 jene für den Super G, 2007 jene für die Super-Kombination und den Riesentorlauf, und 2009 jene für den Super-G. Erfolgreich war er auch als Nachwuchsläufer, bei den Junioren-Weltmeisterschaften 2002 in Tarvis war er gleich vierfacher Medaillengewinner, er holte Gold in der Kombination, Silber im Super G sowie Bronze in Abfahrt und Slalom.

Beifall eines Vorgängers

Auch der 36-jährige Hermann Maier verbeugt sich vor Svindal: "Sein Comeback ist gewaltig. Er hat den Willen und die Bereitschaft, man kann es ihm nur vergönnen. Ich habe immer gesagt, dass ich in ihm den würdigen Nachfolger sehe, der in einer Saison vier Kugeln holen kann." Benjamin Raich kann ebenfalls nur gratulieren: "Dass er ein großer Skifahrer ist, hat er in den letzten Jahren immer wieder bewiesen. Er hat nach seinem Comeback hart kämpfen müssen, da ist das jetzt schon gewaltig."

Svindal stammt aus Loerenskog (31.000 Einwohner) östlich von Oslo, auch Eisschnellläufer Johann Olav Koss, Langläufer Thomas Alsgaard, Fußballer John Carew, Leichtathletin Trine Hattestad oder Skispringer Henning Stensrud kommen aus der Gemeinde, die übersetzt "morastiger Wald" heißt. Das Talent zum Skifahren hat Aksel Lund von seiner Mutter, die an Krebs starb, als er acht Jahre alt war. Er wuchs mit seinem Vater auf, der ein Steuerberater ist und das Management des Sohnes übernommen hat. Svindal lebt in Kjeller bei Oslo. (APA)