Bild nicht mehr verfügbar.

Eine Tupolev 95 "Bear" auf einem Archivbild. Moskau erwägt die Stationierung von Langstreckenbombern auf Kuba

Foto: AP

Bild nicht mehr verfügbar.

Russische Einwohner in Havanna begrüßen das russische Kriegsschiff "Admiral Tschabanenko" im Dezember 2008 mit ihrer Landesfahne

Foto: EPA/STRINGER

Moskau/Havanna/Caracas - Die russische Luftwaffe erwägt eine zeitweilige Stationierung ihrer Langstreckenbomber auf Kuba oder in Venezuela. Allein auf Kuba gebe es vier, fünf geeignete Flugplätze, sagte der Luftwaffen-Generalmajor Anatoli Schicharew am Samstag. Zudem habe der venezolanische Präsident Hugo Chávez den Flugplatz auf der Insel La Orchila für Starts und Landungen der strategischen Flugzeuge angeboten, setzte er fort. "Wenn es den politischen Willen gibt, sind wir bereit" , betonte Schicharew. Die russische Führung spricht nur von theoretischen Überlegungen der Militärs.

Präsident Dmitri Medwedew hatte bereits auf seiner Lateinamerika-Reise im vergangenen Jahr Bereitschaft zur engeren militärischen Zusammenarbeit mit Venezuela und Kuba erklärt. Und im Herbst 2008 hatten zwei russische Tu-160-Bomber auf Einladung von Chávez Venezuela besucht. Moskau und Caracas wiesen damals Befürchtungen zurück, dass damit den USA gedroht werden solle. Zuletzt hatte Russland aber mit der Entsendung von Kriegsschiffen vor die kubanische und venezolanische Küste für Aufsehen gesorgt.

Überraschender Zeitpunkt

Die Meldung über eine mögliche Stationierung russischer Bomber kommt zu einem überraschenden Zeitpunkt. Denn in der US-Kuba-Politik bewegt sich etwas. Der Kongress in Washington hat soeben Einschränkungen bei Kuba-Reisen aufgehoben. Und auch die Beziehungen zwischen den USA und Russland sind entspannter - vor allem nach dem indirekten Angebot von US-Präsident Barack Obama, auf die Stationierung von Abwehrraketen in Mitteleuropa zu verzichten, wenn Moskau die Entwicklung iranischer Langstreckenraketen stoppen helfe.

Medwedew hatte im November wegen des Raketenschilds in Polen die Stationierung von Kurzstreckenraketen in der Ostsee-Exklave Kaliningrad angedroht. Allerdings hatte das Verteidigungsministerium in Moskau noch im Sommer vorigen Jahres Pläne einer möglichen Stationierung russischer Bomber auf Kuba dementiert, nachdem das US-Militär vor einem "Überschreiten der roten Linie" gewarnt hatte. Im Oktober besuchte dann aber eine russische Militärdelegation die Karibikinsel - kubanische Soldaten sollten in Folge in Russland in taktischer Luftverteidigung geschult werden.

Für Kuba war Russland bis zum Zerfall der Sowjetunion der wichtigste Verbündete gegen die USA gewesen. Mit der Stationierung sowjetischer Raketen auf der Insel provozierte der Kreml 1962 eine Konfrontation mit den USA, nachdem diese Mittelstreckenraketen in der Türkei installiert hatten.

Lula drängt Obama

Um das Verhältnis zu Kuba und Venezuela ging es auch bei dem Besuch des brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva bei Obama in Washington. Lula drängte Obama zu besseren Beziehungen zu Kuba und Venezuela, das Verhältnis der USA zu Lateinamerika müsse auf Vertrauen und nicht auf Einmischung beruhen. Die Beziehungen zwischen den USA und Lateinamerika sind auch Thema des Amerika-Gipfels, der morgen Dienstag, in Trinidad und Tobago stattfindet und an dem Obama teilnehmen wird. (Reuters, dpa, red, DER STANDARD, Printausgabe, 16.03.2009)