Bei allem E-Book-Hype und Internet-Euphorie: Das gedruckte Buch stirbt nicht aus, zumindest wenn man den großen Verlagen auf der Leipziger Buchmesse glaubt. "Allem Krisengerede zum Trotz: die Menschen kommen zur Messe und sie wollen lesen und vor allem Gutes lesen", sagt Günter Berg, Verleger von Hoffmann und Campe (Hamburg). Und die Menschenmassen, die sich seit Donnerstag durch die Hallen schieben, geben ihm recht. Die Leipziger Buchmesse ist eine einzige große Werbeaktion für die Literatur und ihre Autoren und ein "finanzieller Kraftakt", wie Berg sagt. Ein Kraftakt, der sich auch im Krisenjahr 2009 lohnt.

Kontakt zwischen Buch, Leser und Autor

"Die Leipziger Messe ist für uns vertrieblich wichtig, weil viele große Buchhandlungen hier bei uns ordern", sagt der Vertriebsleiter des Berliner Aufbau Verlags, Andreas Krauß. Zudem diene sie der Autoren- und Imagepflege. "Natürlich hoffen wir, dass die Leser sich dann in ihrer Buchhandlung an uns als Verlag erinnern", sagt er. Der Münchner Publikumsverlag Droemer Knaur setzt ausschließlich auf den Kontakt zwischen Buch, Leser und Autor. An dem Stand ist kein Durchkommen. "Man muss die Messe auch nutzen, seine Autoren einladen, Lesungen und andere Aktionen anbieten", sagt Berg von Hoffmann und Campe.

Nerv der Zeit treffen

Eine Strategie, die zumindest bei den großen Verlagen aufgeht. Sie können aber auch mit den großen Namen der Literaturszene glänzen: Bodo Kirchhoff, Karl-Heinz Ott, Fred Vargas, Susanne Schädlich oder Val McDermid - Dauerbrenner in deutschen Buchhandlungen. "Natürlich setzen wir auf Bewährtes, aber es gehört auch etwas Glück dazu, den Nerv der Zeit zu treffen", sagt Krauß vom Aufbau-Verlag und nennt als Beispiel "Der letzte Kommunist" von Matthias Frings, eine Geschichte über den Schriftsteller Ronald M. Schernikau, einer der letzten Westdeutschen, der DDR-Bürger wurde. So blicken die großen Verlage denn auch optimistisch in die Zukunft - bei allem Sparzwang, den auch sie sich auferlegt haben.

Impulse fehlen

Weniger euphorisch sind da schon die kleineren Verlage. "Inzwischen merkt man, dass die Krise kommt, aber erst mal nicht beim Umsatz", sagt der Vertriebsleiter des Blumenbar Verlags (München), Lars Birken-Bertsch. "Als Nischenverlag hat man eher eine definierte Zielgruppe, die so extrem nicht wegbrechen wird, weil wir das urbane Milieu bedienen." Birken-Bersch spüre, dass in der Buchbranche die Luft raus sei. "Die Messe kommt mir sehr energielos vor. Es fehlen die Impulse, die aus den Verlagen kommen." Er vermisse die "großen Gerüchte", dass "irgendwas in der Luft" liege. Verlage müssten die Leser aus dem Internet locken. Dort finde die Vielfalt statt.

Vom Seichten zum Anspruchsvollen

Die Nischenverlage suchen ihr Glück in Lyrik und hochtrabender Literatur, für die sich bisher nur Intellektuelle begeistern ließen. "Wir merken, dass es kippt - vom Seichten zum Anspruchsvollen", sagt der Verleger Friedhelm Berger des UND-Verlags (Stadtroda/Thüringen). Leser hätten das Bedürfnis, ihren Wortschatz zu erweitern, sich Unwissen einzugestehen und seltene Wörter im Lexikon nachzuschlagen. "Man will wieder mehr mit der Sprache leben und arbeiten." (dpa)