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Am 28. Mai wollen die Opec-Ölminister neuerlich über mögliche Förderkürzungen beraten.

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Wien - Das Ölkartell Opec nimmt im Moment vor weiteren Förderkürzungen Abstand, will aber um so strikter auf Produktionsdisziplin achten. Das haben die Minister der zwölf Mitgliedsländer umfassenden Organisation erdölexportierender Länder (Opec) bei ihrer Frühjahrskonferenz am Sonntag in Wien beschlossen. Am 28. Mai will man die Lage bei einem neuerlichen Treffen neu bewerten.

Insbesondere Saudi-Arabien, der größte Erdölexporteur der Welt, hat sich für eine Beibehaltung der zuletzt im Dezember 2008 beschlossenen Produktionsmengen starkgemacht. Mit einer weiteren Kürzung der Produktionsmenge, so die Überlegung der Saudis, könnte die am Boden liegende Weltwirtschaft noch zusätzlich Schaden erleiden. Länder wie Iran oder Venezuela, die unter hohen Leistungsbilanzdefiziten leiden, wollten die Förderhähne weiter in der Hoffnung, dass dadurch die Ölpreise wieder nach oben marschieren, zudrehen.

Preise gingen stark zurück

Seit dem Ölpreishoch im Juli 2008, als das schwarze Gold zeitweise 147 Dollar je fass (159 Liter) kostete, haben sich die Preise auf ein Drittel reduziert. In der vergangenen Woche pendelten die Preise für US-Leichtöl um die Marke von 45 Dollar je Fass. Auch die für Europa maßgebliche Nordseesorte Brent bewegte sich in einer relativ engen Bandbreite zwischen 42 und 46 Dollar ein Fass.

Der saudische Ölminister Ali al-Naimi sagte, die seit vergangenem September vorgenommenen Kürzungen von 4,2 Millionen Fass am Tag seien eine sehr gute Maßnahme und müssten so streng wie möglich umgesetzt werden.

Druck auf "Sünder"

Für Johannes Benigni, Chef des Wien-Büros von JBC Energy, kommt der Beschluss der Opec nicht überraschend. "Im Februar sind die Fördervorgaben im Kartell zu 83 Prozent erfüllt worden; jetzt wird Druck gemacht auf 'Sünder', sich an die Vorgaben zu halten. Damit will man über die nächsten sechs bis acht Wochen kommen", sagte Benigni dem STANDARD.

Neben Iran werden auch einige afrikanische Förderländer beschuldigt, mehr Öl aus dem Boden zu pumpen als sie dürften.

Im dritten Quartal wird mit dem Einsetzen der Reisesaison ein Anspringen der Ölnachfrage erwartet.

Das zweite Quartal ist traditionell sehr schwach, weil mit Auslaufen der Heizperiode auf der nördlichen Welthalbkugel der Bedarf jedes Jahr sinkt. Heuer dürfte der Rückgang der Rohölnachfrage besonders stark sein, weil wegen der Wirtschaftskrise die Nachfrage nach Rohöl generell lahmt.

Russland will engere Kooperation

Unterdessen hat der weltweit zweitgrößte Ölexporteur, Russland, angekündigt, enger mit der Opec zusammenzuarbeiten. Der stellvertretende russische Ministerpräsident Igor Setschin machte hierzu am Sonntag bei der Konferenz des Opec-Kartells eine Reihe von Vorschlägen, um eine weitere Verbilligung des Öls zu verhindern. Dazu zählte auch eine weitere Reduzierung der Fördermenge. (Günther Strobl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16.3.2009)