Bogotá - Die im vergangenen Juli aus mehr als sechs Jahren Geiselhaft bei den kolumbianischen FARC-Rebellen befreite frühere Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt will sich von ihrem Mann Juan Carlos Lecompte scheiden lassen. Ihre Rechtsanwälte hätten argumentiert, die 47-Jährige sei faktisch schon mehr als sechs Jahre von ihrem Mann getrennt und damit länger, als das Gesetz für eine Scheidung vorschreibe, berichtete das Magazin "Semana" am Sonntag (Ortszeit) weiter.

Die Rechtsanwälte von Lecompte hätten den Antrag jedoch mit der Begründung zurückgewiesen, die Trennung sei nicht freiwillig gewesen, weil Betancourt sich in der Gewalt der marxistischen Rebellengruppe "Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens" (FARC) befunden habe. Jedoch hätten die Anwälte Lecomptes zugleich angekündigt, sie würden ihrerseits im Namen ihres Mandanten die Scheidung beantragen, weil Betancourt ihrem Mann während der Geiselzeit untreu gewesen sei.

Berichte über Affäre

Die zusammen mit Betancourt am vergangenen 2. Juli aus der Gewalt der FARC befreiten Amerikaner Marc Gonsalves, Keith Stansell und Tom Howes hatten in ihrem vor kurzem veröffentlichten Buch "Out of Captivity" (Aus der Haft) unter anderem berichtet, Betancourt habe während der Geiselhaft eine Liebesaffäre mit dem ebenfalls entführten und vor gut einem Jahr freigelassenen Ex-Senator Luis Eladio Perez gehabt. Schon am Tag der Freilassung Betancourts war die Distanz zu ihrem Mann augenfällig geworden, den sie im Gegensatz zu ihrer Familie nur kühl begrüßte.

Lecompte hatte vor kurzem gesagt, er fühle sich von seiner Frau betrogen und das jahrelange Warten auf ihre Freilassung habe sich als umsonst herausgestellt. Betancourt, die mit Lecompte in zweiter Ehe verheiratet ist, schreibt zurzeit nach Angaben ihrer Familie an ihren Erinnerungen an die Geiselhaft. (APA/dpa)