Gerald Netzl, Vorsitzender des Dachverbands der Pflichtschulelternvereine, ist um eine sachliche Diskussion bemüht.

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Angestrebt hat Gerhard Netzl diese Funktion nicht. "Ich habe einfach auch für die Kriterien der Landesverbände gepasst", meint er zurückhaltend. Seit 2007 ist der Vierzigjährige ehrenamtlicher Vorsitzender des Dachverbands der Pflichtschulelternvereine.

Gerade jetzt sind dafür viel Engagement und eine dicke Haut gefragt. Denn es gehe ja nicht darum, dass die Lehrer wöchentlich zwei Stunden mehr arbeiten sollen. Durch weniger administrativen Aufwand sollen Lehrer mehr Zeit mit den Schülern verbringen können, macht Netzl die Position des Elternvereins deutlich. Es gehe darum, das Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler zu verbessern. Dafür sei ein partnerschaftlicher Umgang die Grundvoraussetzung.

"Das österreichische Schulsystem stammt aus den 50er-Jahren und passt mit den Lebensrealitäten von heute nicht mehr überein", so Netzl. Eine Reform sei dringend nötig, und dabei helfen Polemiken wenig. Als Arbeiterkind sieht er sich als Profiteur der "Bildungsexplosion der 70er-Jahre". Damit auch weiterhin Kinder aus bildungsferneren Schichten die Möglichkeit für eine gute Ausbildung erhalten, lohne sich das Engagement, so Netzl, "auch wenn es derzeit mit täglich zwei bis drei Stunden ehrenamtlicher Arbeit an meine zeitlichen Grenzen stößt".

Als Motivation nennt der Vater dreier Töchter, der seit 2000 auch Klassenelternvertreter ist, sich für alle Kinder einsetzen zu wollen. Vor allem jenen möchte er eine Stimme geben, die aus ihrer Tradition heraus weniger Mitbestimmung gewöhnt sind. Sich für seine Mitmenschen einzusetzen begleitet Netzl schon seit seiner Jugend: zuerst Klassensprecher, später Mitglied des Schulgemeinschaftsausschusses. Auch im Berufsleben - er ist hauptberuflich beim Magistrat in Wien für das Ferienspiel und die Familientage tätig - ist er seit neun Jahren als Betriebsrat aktiv.

"Ich muss schon aufpassen, dass mich das alles nicht auffrisst", gesteht er ein. Zum Dampfablassen geht der Familienmensch ins Hanappi-Stadion und feuert seine Grün-Weißen an. (Gudrun Ostermann/DER STANDARD Printausgabe, 14./15. März 2009)