Erfurt Der thüringische Ministerpräsident Dieter Althaus hat in einem Interview mit der "Bild"-Zeitung (Dienstagausgabe) Kritik am Umgang der österreichischen Justiz mit seinem Fall zurückgewiesen. "Die Kritik an dem Verfahren des Gerichts habe ich nicht verstanden", sagte der CDU-Politiker. Ihm sei wichtig gewesen, "dass ich so schnell wie möglich den Weg für eine Entschädigung der Familie frei mache". Deshalb habe er Anklage und Urteil ohne jeden Widerspruch akzeptiert.

Die Verurteilung zu 33.300 Euro Geldstrafe habe "keine juristischen Folgen" für seine politische Betätigung, erklärte Althaus. "Das Urteil wird nicht in mein polizeiliches Führungszeugnis übernommen. Das ist wichtig, auch für meine politischen Ämter." Die Entscheidung zur Rückkehr in die Politik habe er sich "gut überlegt und mit meiner Familie, vielen Freunden und den Ärzten besprochen". Er wolle weiterhin Verantwortung für Thüringen tragen.

Der Unfall werde ihn für den Rest seines Lebens prägen, erklärte Althaus. "Ich denke, ich bin nachdenklicher, aber auch ruhiger geworden." Doch an seiner Entscheidung, als Ministerpräsident und Spitzenkandidat zurückzukehren, ändere dies nichts. Er werde im Wahlkampf "mit dem Unfall offen umgehen und mich den Menschen gegenüber erklären, die danach fragen". Zugleich setze er darauf, dass die Opposition den Unfall nicht im Wahlkampf thematisieren werde.

Scharfe Kritik

Seine öffentliche Rückmeldung hat am Montag scharfe Kritik der thüringischen Opposition ausgelöst. Mit seinem Interview in der "Bild"-Zeitung habe Althaus eine "inakzeptable Inszenierung" geliefert, sagte Linke-Spitzenkandidat Bodo Ramelow der "Thüringer Allgemeinen" (Dienstag-Ausgabe). Am Dienstag wollen die Ärzte in Althaus' Reha-Klinik zum voraussichtlich letzten Mal über dessen Gesundheitszustand informieren. Für Mittwoch ist Medienberichten zufolge seine Rückkehr in seinen Wohnort Heiligenstadt geplant.

In der "Bild"-Zeitung hatte Althaus am Montag erklärt, für die politisch Verantwortlichen in Thüringen inzwischen wieder erreichbar zu sein. "Richtig in die Vollen gehen" könne er aber wahrscheinlich erst im Frühsommer. In den ersten Wochen nach seinem Skiunfall sei er aufgrund seiner Verletzungen und wegen starker Medikamente zunächst unkonzentriert gewesen und habe seine Ruhe haben wollen. "Aber das hat sich in den letzten zwei Wochen geändert. Meine Ärzte haben die Medikamente stark herunterdosiert. Und ich fühle mich sehr viel besser", zitierte ihn "Bild".

Weiters erklärte Althaus, seine Erinnerung an den Neujahrstag reiße mit der Fahrt zur Skipiste ab. "Ich habe überhaupt keine Erinnerung an das Geschehene. Auch nicht an die ersten Tage nach dem Unglück. Diese Zeit ist wie abgeschnitten." Dass die Bilder wiederkehrten, hielten die Ärzte für ausgeschlossen.

"Furchtbarer Schock"

Als ihm seine Frau von dem tödlichen Unglück berichtet habe, sei dies für ihn "ein furchtbarer Schock" gewesen, sagte Althaus. "Es lässt mich auch jetzt noch nicht los, dass ein so schreckliches Unglück passieren konnte. Und dass ich in diesen tragischen Unfall verwickelt bin. Aber für mich und meine Frau stand von Anfang an fest, dass ich zu meiner Verantwortung stehe", erklärte er.

Althaus' Herausforderer Bodo Ramelow sagte dazu, wenn der Regierungschef die Opposition auffordere, den Skiunfall und dessen Folgen aus dem Wahlkampf herauszuhalten, müsse er das "bitteschön auch selbst tun". Stattdessen beginne nun ganz offensichtlich eine "Daily Soap", um mit einer "rührseligen Geschichte auf billige Weise Wählerstimmen zu ergattern". Thüringen sei damit "endgültig zu einem Operettenstaat der CDU verkommen", Althaus Verhalten sei "der jetzigen Krisensituation keinesfalls angemessen". (APA/AP)