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Postgewerkschafter Gerhard Fritz gegen die ÖBB.

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Wien - Trotz heftigen Protests von Postbus- und Postgewerkschaft hat der Aufsichtsrat der ÖBB-Personenverkehr-Tochter Postbus am Dienstag beschlossen, die Postbus-Werkstätte in Wien-Erdberg zu schließen. Die seinerzeit für den gesamten Fuhrpark der gelben Post konzipierte, 8000 Quadratmeter große Anlage produziere gut eine Million Euro Verlust pro Jahr, begründete Postbus-Geschäftsführer Christian Eder den Schnitt.

Die Verlagerung sei bereits im Vorjahr geplant gewesen, wäre wegen der Fußball-EM aber verschoben worden. Die operativ auf der Nulllinie herumkurvende ÖBB-Bustochter (wurde 2002 von der ÖIAG an die Bundesbahn verkauft) könne sich für 50 Busse eine derart überdimensionierte Werkstättenanlage mit Tankstelle und Reifenhandel schlicht nicht leisten, sagt Eder. Drei Prozent der Verkehrsleistung würden 20 Prozent der Werkstattkosten produzieren. Zum Vergleich: Die Werkstätte Linz hat 2000 Quadratmeter und 120 Busse.

Kündigungen soll es bei den 150 Beschäftigten (davon 90 Fahrzeuglenker) nicht geben, beteuert die Unternehmensführung, denn Erdberg werde auf die Standorte Wien 20, Hütteldorf, Hollabrunn und natürlich in die neue Garage (mit Kleinwerkstätte) in Vösendorf verlagert. Busreparaturen werden künftig in den ÖBB-Werkstätten (Technische Services in Simmering) durchgeführt.

Postbus-Betriebsratschef Robert Wurm - er wird von Post-Gewerkschaftschef Gerhard Fritz und Arbeiterkammer-Präsident Herbert Tumpel unterstützt - demonstrierte am Dienstag trotzdem. Wurm wirft dem Unternehmen seit Wochen vor, an der Zerschlagung des Postbusses zu arbeiten, Jobs zu vernichten und den Standort Erdberg mit falschen Zahlen schlechter zu rechnen, als er tatsächlich sei.

"Anderweitig genutzt"

Ab Mitte des Jahres beginnt die Verlegung, im Dezember soll der traditionsreiche Standort Wien-Erdberg geräumt sein. Danach soll das (im übrigen schwer kontaminierte) Gelände verkauft oder "anderweitig genutzt" werden.

Um mit den 3885 Beschäftigten in die Gewinnzone zurückzukommen - die Lehman-Pleite verursachte 2008 als Nachwirkung vor Jahren abgeschlossener Cross-Border-Leases sieben Millionen Euro Verlust - will sich Eder von Nicht-Kerngeschäft wie Tankstellen und Reifenhandel trennen. Für ihn ist auch der teure, von dem im Vorjahr vorzeitig abgelösten Postbus-Geschäftsführer Michael Gassauer angeschaffte Konferenzbus "Emotionliner" kein Tabu. Laut hohen ÖBB-Kreisen wird die unterausgelastete Anschaffung nach nicht einmal zwei Jahren ausrangiert.

Realisiert werden soll endlich, was seit Jahrzehnten versprochen wird: Die bessere Abstimmung und Anschlusssicherung zwischen Zug- und Busverkehr. (ung, DER STANDARD, Printausgabe, 18.3.2009)