Wien - Die Diskussion über demokratiefeindliche Einstellungen von manchen muslimischen Religionslehrern hat das Thema Ethikunterricht wieder verstärkt in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung gerückt. Ein zunächst geplanter zweiter Uni-Lehrgang zur Ausbildung von Ethiklehrern wird vorerst aber trotzdem nicht kommen.

Im letzten Semester lief bereits ein Pilotprojekt zwischen der Uni Wien und der Kirchlich Pädagogischen Hochschule Wien/Krems an. Im Sommersemester hätte der Lehrgang "mit Volldampf" starten sollen, sagt der Leiter des Ethik-Lehrgangs der Uni Wien, Peter Kampits, zum Standard. Nun hat das Unterrichtsministerium von Claudia Schmied (SP) aber die im Herbst 2008 zugesagte Finanzierung wieder zurückgezogen.

Über die Motive gibt es unterschiedliche Aussagen. In Universitätskreisen wird die Meinungsänderung auf den allgemeinen Sparkurs im Ministerium zurückgeführt. Der Sprecher von Ministerin Schmied argumentiert, man wolle eine zum Thema Ethikunterricht geplante Enquete im Herbst abwarten. Die Entscheidung des Ressorts habe nichts mit Sparen zu tun.

Bedarf für einen zweiten Ethik-Lehrgang wäre laut Kampits jedenfalls gegeben. Schließlich würden sich immer mehr Schüler vom konfessionellen Religionsunterricht abmelden. Der Professor verweist auch auf die Unterschiede zwischen dem bereits bestehenden Ethik-Lehrgang an der Uni Wien und dem nun abgesagten Projekt. Während den Lehrgang an der Uni hauptsächlich Studenten besuchen, wäre der Kurs an der Pädagogischen Hochschule primär für bereits fertige Lehrer gedacht gewesen. Pro Semester hätten sich 30 Lehrer zum Ethiklehrer fortbilden können. (go, DER STANDARD, Printausgabe, 17.3.2009)