Dynamische Innenausstatter: Harald Hund und Paul Horn zeigen in "Dropping Furniture" in fünf Minuten, wie man ein Zimmer andersrum möbliert.

Foto: Diagonale

Ein Parcours durch tönende Bilder, durch raumgreifende Avantgardefilme mit Hintersinn.

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Am Anfang ist ein leerer Raum. Eine klare geometrische Struktur, die in die Tiefe weist, rohe Betonwände und ganz hinten eine kleine dunkle Öffnung. Dann tritt einer ins Bild. Neuorientierung wird möglich. Aber was es genau mit der räumlichen und technischen Anlage auf sich hat, die hier wirksam wird, das lässt sich erst mit der Zeit entschlüsseln. Ein Rest an Mysterium bleibt.

"Laws of Physics" heißt der jüngste Film von Michael Palm - eine zweite Arbeit im Diagonale-Programm, "Body Trail", hat er gemeinsam mit dem Choreografen Willi Dorner realisiert. Beide arbeiten (und spielen) mit und in spezifischen Raumsituationen. Und beide reihen sich damit auch ein in eine thematische Linie, die weitere Experimentalfilme dieser Diagonale miteinander verbindet:

Am Anfang ist ein leerer Raum. Dann kracht es. Ein Feuerwerkskörper detoniert in einer nächtlichen, menschenleeren Gegend. Lichterregen, Rauchschwaden. Mit dem nächsten Bild hat man in dem schlicht 12 Explosionen betitelten Film von Johann Lurf schon den Schauplatz gewechselt. Das Prinzip bleibt - eine zündende Idee sozusagen, eine lautstarke Intervention in der schlafenden Stadt.

Manchmal ist der leere Raum ein Zimmer, das sich nach und nach füllt, mit Möbeln und Inventar. Nur, dass in "Dropping Furniture" (Harald Hund, Paul Horn) hier alles von oben ins Bild fällt und auf dem Boden aufschlägt. Ein weiteres physikalisches Experiment gewissermaßen - und nicht nur auf inhaltlicher Ebene ein Paradoxon.

Von drinnen wieder nach draußen: Flackerndes Licht erhellt eine Wand. Langsame horizontale Fahrtbewegungen streichen Türen und Fassaden entlang. Wie in den übrigen genannten Arbeiten ist auch in Annja Krautgassers "Beyond" der Ton eine nicht zu unterschätzende Größe. Auch hier verstärkt er ein Moment der Irritation, das in den Bildern angelegt ist:Den Eindruck einer nicht zuordenbaren Präsenz, eines mechanischen Auges, einer Apparatur mit Eigenleben, die am Ende von Beyond, wenn sich ein Raum plötzlich füllt, auf berückende Weise zutage tritt. (Isabella Reicher, SPEZIAL - DER STANDARD/Printausgabe, 17.03.2009)