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Anton Innauer will sich auf Planica nicht so recht freuen. Gregor Schlierenzauer ist den Einschätzungen, was gerade noch zu stehen ist, in dieser Saison des Öfteren davongeflogen - zumeist unfallfrei.


Foto: APA/ Techt

Wien - In Slowenien wird von Freitag bis Sonntag eine an Erfolgen für Österreichs Skispringerei kaum zu übertreffende Weltcupsaison finalisiert. Gregor Schlierenzauer steht seit seinem Triumph im Fliegen von Vikersund vorzeitig als Gesamtsieger fest. In Planica dürfte er seinen Punkterekord auf mehr als 2000 Zähler ausbauen. Bei einem weiteren Tagessieg - für die Nummer 13 bieten sich noch zwei Gelegenheiten, am Samstag steht ein Teamspringen auf dem Programm - muss sich der 19-jährige Tiroler die einschlägige Bestmarke nicht mehr mit Janne Ahonen teilen. Im Vorjahr gewann er beide Einzelkonkurrenzen in Planica.

Anton Innauer blickt dem Saisonabschluss auf der größten der fünf echten Flugschanzen (Planica, Kulm, Oberstdorf, Vikersund, Harrachov) dennoch nicht mit reiner Freude entgegen, könnte Schlierenzauer doch geneigt sein, sich vor seiner wenig prickelnden Rückkehr auf die Stamser Schulbank auch noch den Weltrekord zu besorgen. "Man muss vielleicht versuchen, bei ihm den Gedanken daran möglichst klein zu halten", sagt der ÖSV-Sportdirektor, noch nicht wissend, dass in Planica für extreme Weitenjagden quasi angerichtet ist.

"Planica ist vorbereitet", versicherte Janez Gorisek, der einst zusammen mit seinem Bruder Lado den im März 1969 eröffneten mächtigen Bakken geplant hatte, am Montag anlässlich einer Pressekonferenz in Klagenfurt. "Wir haben den Radius so angepasst, dass er die Besten sozusagen aufweckt", ergänzte Tomi Trbovc, der am Wochenende den Wettkampfleiter gibt. Flüge auf bis zu 245 Meter werden bei entsprechenden Witterungsbedingungen für möglich gehalten. Der Weltrekord des Norwegers Björn Einar Romören, der am 20. März 2005 natürlich in Planica 239 Meter weit flog, sei also durchaus zu knacken.

Innauers diesbezügliches Problem ist, dass Schlierenzauer in seiner erst dritten vollen Weltcupsaison oft und oft allen Prognosen davongeflogen ist. Die beiden Stürze am Samstag im Mannschaftsbewerb von Vikersund seien daher als Alarmsignal zu verstehen.

In Norwegen war die Jury vor allem im zweiten Durchgang mit der Einschätzung von Schlierenzauers Flugvermögen schlicht überfordert und beließ es bei derselben Anlauflänge, die der Finne Harri Olli unmittelbar vor dem Tiroler zu einem Flug auf die Schanzenrekordweite von 219 Metern genützt hatte. Schlierenzauer musste seinen Versuch bei 224 Metern abbrechen und kam zu Sturz.

Entscheidende Landung

Hätte er diesen Umfaller nicht bewusst in Kauf genommen, wäre möglicherweise ein paar Meter weiter im Auslauf Schlimmeres passiert als ein Zornesausbruch des Athleten samt eindeutiger Geste in Richtung Jury. "Ähnliche Situationen haben wir in dieser Saison schon beim ersten Fliegen am Kulm und in Whistler erlebt", erinnert Innauer. In beiden Fällen stand Schlierenzauer nicht für möglich gehaltene Weiten, fixierte mit 215,5 bzw. 149 Metern jeweils Schanzenrekord. Danach überwog jeweils die Freude am Sieg den Ärger über die Gefährdung durch zu weites Fliegen.

Über Schlierenzauers Zukunft nach Planica macht sich Innauer weit weniger Sorgen. "Er wird auch in der nächsten Saison ein Maßstab sein." Als Zielsetzung böten sich die Olympischen Spiele in Vancouver - für Skispringer also in Whistler - und die Vierschanzentournee an. Die wollte Schlierenzauer schon in diesem Jahr gewinnen. Erst nach seinem Scheitern an Wolfgang Loitzl fiel der leicht leistungshemmende selbstauferlegte Druck von ihm ab. Ein Wellental, wie es Thomas Morgenstern nach den Seriensiegen der Vorsaison in diesem Winter durchmaß, sei bei jungen Athleten wie Schlierenzauer immer möglich. "Aber es gibt schlimmere Szenarien. Morgenstern ist im Weltcup derzeit immerhin Sechster."

Allenfalls neue Entwicklungen auf dem Materialsektor bleiben ein unkalkulierbares Risiko. "Man weiß ja nie", sagt Innauer. "Aber es kann schon sein, dass darüber nachgedacht wird, wie man Leute wie Schlierenzauer mit Änderungen am Material ein bisschen einbremsen könnte." (Sigi Lützow, DER STANDARD, Printausgabe, Dienstag, 17. März 2009)