Bild nicht mehr verfügbar.

Erst ein paar Explosionen unter der Erde, dann geht’s los. Dann errechnet der Computer, wo im niederösterreichischen Marchfeld Öl zu finden ist.

Foto: Archiv

Gänserndorf/Ebenthal - Vor den Augen das Bohrrohr: Es scheppert und dampft. Unter den Schuhen die Plattform: Sie vibriert. Und auch der Blick nach oben kann nicht wirklich entspannen: An dicken Ketten hängen beim Ölförderturm Spannberg T3 tonnenschwere Geräte in luftiger Höhe. Auf dass sie - wie Ferdinand Schöffmann, OMV-Experte für Sondenbehandlung und Bohren erläutert - "im Notfall griffbereit sind".

Dann nämlich, wenn aus den Sedimenten des Marchfeldes eine Kettenreaktion bis an die Oberfläche aufsteigen sollte. Erdgas zum Beispiel, das in mehr als zwei Kilometern Tiefe entflammen könnte. Dort, wo es Computer gestützte 3D-Animationen gefunden, wo es die Bohrung Spannberg T 3 in der Nähe der Ortschaft Ebenthal aufgespürt hat. "In einem solchen Fall müsste das Loch von oben so rasch wie möglich geschlossen werden", schildert Schöffmann.

Staubiges Geschäft

Der Mann ist mit Staub bedeckt, wie alle und alles im näheren Umkreis des 27 Meter hohen Metallturmes inmitten der sanft-hügeligen Land 2. Spalte schaft. Schwerer Lehmgeruch lastet in der Luft. Er stammt aus dem Erdinneren, wo das Erdöl lagert, das dem Boden nur mit Mühen und Gefahren entrissen werden kann

"Es ist eine harte Arbeit hier", betont Schöffmann. Er und seine 50 Kollegen - alles Männer - schaffen im Dreischichtensystem rund um die Uhr. Die Probebohrung darf niemals unterbrochen werden, sonst droht sie zu scheitern. Es sei denn, ein Gewitter zieht auf: "Dann stoppen wird kurz", erläutert der Chef.

Zweiter Fund?

In der lokalen Unternehmenszentrale in Gänserndorf hofft indes Reinhart Samhaber, Leiter der OMV-Abteilung Exploration "auf einen vergleichbar großen Fund wie jenen in Hohenruppersdorf". Dort wurde Mitte Februar ein Reservoir von rund 4,5 Millionen Barrel Öl-Äquivalent (boe) aufgespürt: 500.000 Tonnen Öl und 200 Mio Kubikmeter Erdgas - eine Menge, die einer sowie einem Drittel der OMV-Jahresproduktion in Österreich entspricht. Vergangenen Freitag informierte man auch die Öffentlichkeit.

Den Fund, so Samhaber, habe man unter anderem "den modernen technischen Hilfsmitteln" zu verdanken: Seit 1993 bediene man sich auf den 5078 Quadratkilometern Konzessionsfläche im Weinviertel der so genannten 3D-Semoskopie, indem man "in rund 20 Meter Tiefe systematisch kleine Explosionen oder künstliche Erdbebenwellen auslöst". Die Auswertung der unterirdischen Wellenverläufe ermögliche dann "die genaue Lokalisierung der Öl- und Gasvorkommen. Weitaus genauer, als wir es in vergangenen Jahrzehnten konnten".

"Zerstückelte Fundstellen

So sei es nun möglich, "zerstückelte Fundstellen" aufzuspüren. Schief übereinanderliegende zum Beispiel, wie man sie unter dem Ort Ebenthal vermutet: "Der Bohrverlauf hier ist nicht durchgehend vertikal", erklärt Samhaber anhand einer Grafik, die von einer Fremdfirma alle fünf Bohrmeter angefertigt wird.

Später dann, während der Ölsuche als solcher, werden an strategisch günstigen Stellen so genannte Ölsonden aufgestellt: Kleine Förderanlagen, von denen derzeit 750 Stück im Hammertakt auf den Feldern in Gänserndorf und Umgebung werken.

Nur Pachtgeld

Den landbesitzenden Bauern bringen die aus der Fernsehserie Dallas bekannten Symbole des Reichtums nur die mit der OMV vereinbarten Pachtgelder ein: In Österreich ist der Staat der Eigentümer aller Bodenschätze. (Irene Brickner, DER STANDARD, Printausgabe 11.3.2003)