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Wörter und Unwörter des Jahres scheinen die Tradition der Redewendewendungen abzulösen.
Mannheim - Traditionelle Redewendungen werden in den Medien immer häufiger verwendet, aber von Jugendlichen immer weniger verstanden. Dies geht aus Untersuchungen des Zürcher Germanistik-Professors Harald Burger hervor. In Zeitungen und vor allem in der Werbung werde daher oft an den Lesern vorbeigeschrieben, sagte Burger am Dienstag. Dort nahm der Wissenschaftler an der Eröffnung der 39. Jahrestagung des Instituts für Deutsche Sprache teil.
"Vor allem Werbetexter haben oft übertriebene Vorstellungen von dem, was sie ihren Adressaten zumuten können", sagte Burger. In einer Studie hatte er jugendlichen Versuchspersonen Texte aus Massenmedien vorgelegt, in denen Redewendungen wie "Öl ins Feuer gießen" oder "Den Nagel auf den Kopf treffen" vorkamen. "Leute unter zwanzig Jahren verstehen dabei weniger diese so genannten Idiome als ältere Menschen und lehnen sie zum Teil auch ab."
Ohne Kirche keine Kirchenmaus
Typische Begründungen der Jugendlichen waren demnach: "Was interessiert mich eine arme Kirchenmaus, wenn mich die Kirche nicht interessiert." Zum Teil seien die Wendungen den Jugendlichen zu bildungssprachlich wie etwa die "Büchse der Pandora". Sie betrieben stattdessen eigene, oft sehr abenteuerliche Sprachspielereien. Als Beispiel nannte Burger Abwandlungen von "keinen Bock haben", die anderen Menschen wiederum nichts sagten.
Zu dem dreitägigen Kongress in Mannheim werden vierhundert Sprachwissenschafter aus zwanzig Ländern erwartet. Themen der Tagung sind unter anderen die Schwierigkeiten der Übersetzung von Redensarten und neue mathematisch-statistische Methoden zur Erforschung der festen Wortverbindungen. (APA/dpa)