Teil 7 der Serie

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Chefredakteur Giovanni di Lorenzo selbst meldete sich zu Wort, um den Vorwurf einer Leserin zu entkräften, der "Tagesspiegel" sei "in der Irakkrise zu Bush-freundlich". In seiner Antwort auf den Leserbrief räumte di Lorenzo ein: "Mit Ihrer Kritik geben Sie das wieder, was mir auch viele andere Leser geschrieben haben." Der Chefredakteur gab einen ungewohnt tiefen Einblick in interne Debatten: "Der drohende Krieg wühlt auch unsere Redaktion auf, in der in diesen Tagen leidenschaftlich und kontrovers diskutiert wird."

Das Gegenteil ist bei der linksalternativen "tageszeitung" ("taz") der Fall. Sie kriege es schon "fast mit der Angst zu tun, weil alle so einer Meinung sind", meint Chefredakteurin Bascha Mika lakonisch. Denn dass interner Streit im Blatt ausgetragen wird, ist ein "taz"-Markenzeichen. "Aber im Moment findet sich niemand in der Redaktion, der die Antikriegshaltung nicht teilt", so Mika. Ab und zu müsse sie deshalb einen Gastkommentar ins Blatt rücken, um auch eine andere Meinung zu zeigen.

Der "Spiegel" hingegen "eiert rum", sagt Mika: Tatsächlich schmückte im Jänner der Titel "Blut für Öl" die erste Seite, dann durfte der ehemalige CIA-Mann Kenneth Pollack für das Magazin "das menschenverachtende Regime Saddams" charakterisieren und daraufhin der Liedermacher Wolf Biermann die "brachiale Friedensliebe" der Antikriegsdemonstranten und deren Amerika-Hass kritisieren. Dies spiegelt auch die internen Debatten wieder, sagen Beteiligte.

Aufgrund der publizistischen Grundsätze des Springer-Verlags sind die journalistischen Mitarbeiter - unter anderem von "Bild", "Welt" und "B.Z." - "zur Unterstützung des transatlantischen Bündnisses und der Solidarität mit der freiheitlichen Wertegemeinschaft mit den Vereinigten Staaten von Amerika" verpflichtet. Aber da die meisten Deutschen gegen den Krieg sind, berichtet "Bild" lieber kurz über das Thema Irak und kommentiert dagegen ausführlich die "Superstars".

Offener zeigt die Kontroversen die Wochenzeitung "Die Zeit": "Je nachdem, wer den Stift ergreift, ist man auf Pro- oder Kontrakurs", meint Mika in Anspielung auf die unterschiedlichen Ansichten der beiden Chefredakteure Josef Joffe (klar Pro-USA) und Michael Naumann. "Die Zeit macht, was die "taz" bisher gemacht hat", meint Mika.