Der erhoffte Ausgleich über das Vermögen der börsenotierten Telefongesellschaft CyberTron ist gescheitert. Dem Wiener Unternehmen ist es nicht gelungen, die vereinbarte erste Barquote von 7 Prozent an die Gläubiger zu bezahlen. Das Unternehmen wird daher, wie gestern Abend berichtet, beim Handelsgericht Wien den Antrag auf Erteilung der Ausgleichsbestätigung zurückziehen und den Anschlusskonkurs beantragen.

Aktien vom Handel ausgesetzt

Ob das Unternehmen, dessen Aktien und Optionsscheine heute vom Handel an der Wiener Börse bis auf weiteres ausgesetzt wurden, wird bei der ersten Gläubigerversammlung entschieden werden. Insolvenzexperte Christoph Vavrik vom Kreditschutzverband von 1870 (KSV) geht davon aus, dass eine Liquidation wahrscheinlicher sei als ein Fortbetrieb oder ein möglicher Zwangsausgleich.

Geplatzte Verhandlungen mit Großgläubigern

Das Unternehmen selbst begründet das Scheitern des Ausgleichs mit geplatzten Verhandlungen mit Großgläubigern über Rückstehungserklärungen. Außerdem sei man mit dem Finanzamt bezüglich der Rückzahlung von Umsatzsteuerguthaben in Höhe von mehr als 2,4 Mio. Euro nicht einig geworden.

Wegen unbeglichener Rechnungen Leitungen gekappt

CyberTron musste wie berichtet am 28. Juni 2002 Ausgleich anmelden, nachdem die Telekom Austria (TA) dem alternativen Telekombetreiber wegen unbeglichener Rechnungen die Leitungen gekappt hatte. Von damals 107 Mitarbeitern sind nur um die 10 Beschäftigte übergeblieben. Von den insgesamt 82 Mio. Euro Verbindlichkeiten hat CyberTron nach eigenen Angaben mehr als 50 Mio. Euro wegverhandelt. Die Gläubiger haben im vergangenen Herbst dem Ausgleich nur unter der Voraussetzung einer 7-prozentigen Barquote zugestimmt. Die zweite Teilquote von weiteren 7 Prozent wäre schon Ende Mai fällig gewesen.

Maßnahmen "konsequent umgesetzt"

Wie CyberTron mitteilte, habe man die im Ausgleichsbericht festgehaltenen Maßnahmen "konsequent umgesetzt". Das österreichweite CyberTron-Netz sei abgebaut worden, das Equipment wurde in Wien eingelagert oder an die Gläubiger zurückerstattet. Allerdings, so das Unternehmen, seien zahlreiche Kunden angesichts der Situation der Gesellschaft ihren Zahlungsverpflichtungen nicht im "sonst üblichen Ausmaß nachgekommen". Aus der Eintreibung der offenen Forderungen hätte ein wesentlicher Bestandteil für die Erfüllung der Ausgleichsquote erzielt werden sollen.

Nicht wie geplant

Auch die geplante Verwertung von Assets habe nicht wie erwartet funktioniert. Zwar konnte CyberTron Verträge und Vorverträge über den Verkauf von Vermittlungsstellen (Wählämter) und die Vermietung von Infrastruktur abschließen. Auf Grund dieser Verträge hätten allerdings schon in den vergangenen Monaten deutlich mehr Vermittlungsstellen an andere Telekommunikationsanbieter weiter gegeben werden sollen, "wenn die Telekom Austria AG diesen Weitergabeprozess nicht durch administrative Hürden behindert hätte", so die CyberTron.

Der Ausgleich der CyberTron war im Vorjahr hinter dem Libro-Konkurs und der Insolvenz der Austrian Energy die drittgrößte Pleite und die größte im Bundesland Wien.(APA)