London/Chikago - China steht einer "versteckten Epidemie" sexuell übertragbarer Erkrankungen gegenüber. Ein ForscherInnenteam aus den USA und China hat bestätigt, dass im bevölkerungsreichsten Land der Welt eine beträchtliche Zahl der Erwachsenen mit Chlamydien infiziert ist. Als Grund für den Anstieg der Geschlechtskrankheit nennen die WissenschaftlerInnen eine sich ändernde Sexualpraxis. Gleichzeitig erfolgt die Warnung, dass die Ausbreitung der Chlamydien auch einer höheren HIV/Aids-Infektionsrate den Weg bahnen könnte. Die Studie wurde im Fachmagazin Journal of the American Medical Association (JAMA) publiziert.
Insgesamt betrug die Häufigkeit einer Chlamydien-Infektion bei Frauen 2,1 Prozent, bei Männern 2,6 Prozent. Dies entspricht der Infektionsrate in Industrieländern. Als Hauptrisikofaktor für eine Chlamydien-Infektion bei Männern im Alter von 20 und 44 Jahren wird ungeschützter Geschlechtsverkehr mit Prostituierten genannt. Dies traf auf 14,6 Prozent der infizierten Männer zu. "In Teilen Chinas werden im Speziellen Männer immer wohlhabender. Sie werden reicher und reicher und zahlen für Sex immer mehr", erklärt Myron Cohen von der University of North Carolina. "Männer mit hohem Einkommen, für die Sex mit Prostituierten Teil des Geschäfts ist, bringen quasi die Infektion zu ihren Frauen nach Hause", setzt William Parish von der University of Chicago fort. Ein weiterer Risikofaktor sei ein niedriger Bildungsstand. Bei Frauen im Alter zwischen 20 und 44 Jahren ist dieser der Hauptrisikofaktor für eine Chlamydien-Infektion.
Häufigkeit regional bedingt
Zunehmend häufiger tritt die Geschlechtskrankheit in der südlichen Küstenregion Chinas auf. Hier sind 16 Prozent der Männer und knapp zehn Prozent der Frauen infiziert. Forscher fordern aufgrund der alarmierenden Zahlen die Behörden Chinas auf, Safer-Sex-Programme, die besonders auf die Sexindustrie abzielen, zu implementieren. "Denn", so Parish in einem Bericht der BBC, "eine Chlamydien-Epidemie stellt auch ein größeres Risiko für eine HIV-Infektion dar." Unbehandelt kann eine Infektion mit den kugelförmigen Bakterien auch zur Unfruchtbarkeit bei Frauen führen. Viele der Infizierten haben kaum Beschwerden und bemerken daher ihre Entzündung nicht. Leider erhöht sich dadurch das Risiko einer chronischen Erkrankung und einer unbemerkten Verbreitung. (pte)