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Andrea Humer, vorsitzende Richterin im Prozess gegen Josef F.

Foto: AP/Robert Jaeger

Nur der Stimme von Andrea Humer merkte man an, unter welch ungeheurer Anspannung sie Montagvormittag den Prozess gegen Josef F. eröffnen musste. Ein Verfahren, auf das buchstäblich das Interesse der Weltöffentlichkeit gerichtet ist, eines, das bereits im Vorfeld medial zu einem "Jahrhundertprozess" hochstilisiert worden war. Das lange Innehalten vor ihren ersten Worten im Schwurgerichtssaal von St. Pölten war bis zu einem bestimmten Grad wohl auch ein Sich-Zusammenreißen - ein Fokussieren, auf das, was nun kommt.

Das war aber schon alles, was die Richterin von dem, was in ihr vorging, auch nur ansatzweise preisgab. Den Auftakt im Verfahren gegen Josef F. führte sie dann gemäß ihres Rufes: als souveräne, umsichtige Richterin. In aller Ruhe stellte sie ihre Fragen, neutral, aber bestimmt, jedoch ohne Untertöne mitschwingen zu lassen, ohne Kommentare hinzuzufügen.

Am Landesgericht St. Pölten ist Humer bereits seit elf Jahren tätig - als Expertin für Sexualstrafrecht. Begonnen hatte sie ihre Laufbahn als Untersuchungsrichterin, inzwischen ist sie in erster Linie Vorsitzende bei Schwur- und Schöffensenatsverhandlungen in Strafsachen. Außerdem ist sie Mitglied des Berufungssenates für bezirksgerichtliche Strafsachen. Auch wenn sie die Befragung der Tochter von Josef F. nicht selbst durchgeführt hat - sondern der Untersuchungsrichter: Mit derartigen kontradiktorischen Einvernahmen und deren Beurteilung ist sie durch ihre Tätigkeit in der Abteilung für Sexualdelikte bestens vertraut.

Der "Fall Amstetten" ist nicht der erste aufsehenerregende Prozess, denn sie leitete - auch wenn das öffentliche Interesse bei früheren Fällen bei weitem nicht dieses Ausmaß annahm. Dennoch: Humer hatte auch den Vorsitz inne, als der Mord an einer Prostituierten in Traisen verhandelt wurde. Der an paranoider Schizophrenie mit hochgradiger seelischer Abartigkeit leidende Angeklagte wurde schließlich in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen.

Humer leitete auch jenes Verfahren gegen einen Gärtner der Stadt St. Pölten, der nach einem tödlichen Unfall durch einen im Sturm umstürzenden Baum der fahrlässigen Tötung angeklagt war. Dieser Prozess endete mit einem Freispruch. Über ihr Privatleben will die Mittvierzigerin trotz des Medienhypes nichts preisgeben. Humer will auch "weiterhin unerkannt meine Kipferln kaufen können", sagte sie der Austria Presse Agentur. (Roman David-Freihsl/DER STANDARD-Printausgabe, 17.3.2009)