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Vorwürfe gegen die Europäische Handball-Föderation wurden am Dienstag laut: Unparteiische, die einen Bestechungsversuch meldeten, würden nicht mehr eingesetzt werden, hieß es.

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Die Hiobsbotschaften aus dem Handball reißen nicht ab: Nun haben auch zwei Schiedsrichter aus Dänemark Bestechungsversuche vor einem WM-Qualifikationsspiel in Rumänien gemeldet. Am Montag war bekannt geworden, dass der deutsche Handballbund (DHB) zwei Schiedsrichter wegen verschwiegener Bestechungsversuche suspendiert hat.

30.000 Euro im Koffer

Wie die Zeitung "Jyllands-Posten" am Dienstag meldete, wurden den zur internationalen Spitzenklasse zählenden dänischen Schiedsrichtern Martin Gjeding und Mads Hansen nach eigenen Angaben im Juni 2008 je 30.000 Euro in einem Koffer geboten, um den Rumänen zu einem Sieg gegen Montenegro zu verhelfen. Sie hätten dies abgelehnt. Die Rumänen gewannen das Spiel genau mit dem zum Weiterkommen nötigen Vorsprung von fünf Toren.

In dem dänischen Zeitungsbericht hieß es, Gjeding und Hansen hätten der in Wien ansässigen Europäischen Handball-Föderation (EHF) umgehend vom rumänischen Bestechungsversuch Bericht erstattet. Es sei danach aber nichts passiert.

Die Schiedsrichter dürften aber auch selbst die Initiative ergriffen haben. Wie der dänische Trainer Erik Veje Rasmussen, fünf Jahre beim deutschen Bundesligisten Handewitt Flensburg tätig, am Mittwoch in der Kopenhagener Zeitung "Politiken" angab, sei er vor einem Spiel in einem europäischen Turnier über einen Mittelsmann gefragt worden, ob man die beiden Referees für einen Sieg "kaufen" wolle. Er habe dies abgelehnt.

Über die vorher bekannten Bestechungsversuch meinte der Däne: "Es besteht für mich nicht der geringste Zweifel, dass wir nur die Spitze des Eisbergs gesehen haben." Es sei "allerhöchste Zeit, dass da aufgeräumt wird". Da es äußerst schwer sei, Bestechungsversuche nachzuweisen, müssten die Verbände Schiedsrichter auch schon bei entsprechenden Verdachtsmomenten sperren können.

Neun Monate nach der Partie wurde der Fall nun bekannt am Tag, nachdem das mit Bestechungsvorwürfen konfrontierte deutsche Schiedsrichter-Gespann Frank Lemme und Bernd Ullrich mit sofortiger Wirkung suspendiert worden war. Die beiden Unparteiischen hatten einen Bestechungsversuch beim Final-Rückspiel im Europacup der Pokalsieger zwischen Medwedi Moskau und Valladolid im Jahr 2006 verschwiegen.

Vorwürfe gegen EHF

Am Tag danach wurden bei ihnen vom russischen Zoll 50.000 Dollar gefunden. Beide bestreiten sowohl, das Geld genommen als auch Spiele manipuliert zu haben.

Wie spiegel.de berichtet, haben nun allerdings sowohl Lemme/Ullrich als auch ihre dänischen Kollegen schwere Vorwürfe gegen die EHF erhoben. Unparteiische, die einen Bestechungsversuch melden, würden nämlich nicht mehr eingesetzt, heißt es.

Die Dänen werfen dem Verband vor, nach dem von ihnen gemeldeten Bestechungsversuch im Juni 2008 untätig geblieben zu sein. "Wir wussten aus Gesprächen mit Kollegen, wie die EHF reagiert, wenn ein Bestechungsversuch angezeigt würde: Die Schiedsrichter wurden aus dem Verkehr gezogen, die betreffenden Vereine hingegen kamen ungeschoren davon. Da überlegt man sich dann schon, ob man überhaupt etwas erzählt", wird Lemme in der "Magdeburger Volksstimme" zitiert.

Sperren gefordert

Valladolids Vereinspräsident Dionisio Miguel Recio plädierte am Dienstag dessen ungeachtet für eine lebenslange Sperre des deutschen Gespanns: "Sie haben dem Ansehen des Sports und vor allem des Handballs geschadet." Weil BM Valladolid damals im Hin- und Rückspiel des Finales um den Europacup der Cupsieger gegen die Russen mit insgesamt nur einem Tor Unterschied verloren hat, verlangen die Spanier nun zudem nach Medienberichten vom Montag, dass dem damaligen Finalgegner der Titel aberkannt und ihnen zugesprochen wird. Die Forderung nach einer finanziellen Entschädigung begründete der Clubchef damit, dass der Verein wegen des entgangenen Cupsiegs nicht am europäischen Superpokal teilnehmen durfte.

Außerdem hätten die Sponsoren Einbußen erlitten. Valladollid plädierte außerdem dafür, dass die deutschen Schiedsrichter auf Lebenszeit gesperrt werden. "Sie haben dem Ansehen des Sports und vor allem des Handballs geschadet", sagte Recio. (red)