Insgesamt mehr Einsätze, aber deutlich weniger tote Alpinisten - diese Bilanz hat der Österreichische Bergrettungsdienst (ÖBRD) für das Jahr 2008 gezogen. Demnach mussten die Helfer 6.224 Mal ausrücken, um in Not geratene Bergsteiger zu retten. Für 145 Alpinisten kam jede Hilfe zu spät. Die Zahl der Toten liegt damit aber deutlich unter dem elfjährigen Durchschnitt von 180 und ist die niedrigste seit 2004 (127). 2007 registrierte die Bergrettung 166 Todesfälle. Gestiegen sind hingegen die Einsätze im leichten Gelände, die Suche nach Vermissten und nach Lawinenopfern.

Als häufigste Todesursache gab die Bergrettung körperliche Erkrankungen an. Bei 94 Totbergungen handelte es sich vorwiegend um Wanderer im leichten Gelände, die nach Herz- und Kreislaufproblemen starben. "Wir müssen noch stärker darauf hinweisen, dass eine gezielte Vorbereitung und Konditionstraining das Risiko entscheidend verringern", erklärte ÖBRD-Präsident Reinhold Dörflinger.

Stark zurückgegangen ist die Zahl der tödlichen Skiunfälle. Die Statistik verzeichnete nur fünf Tote, im Jahr 2007 waren es noch 18. Der elfjährige Schnitt liegt bei elf Toten. Den rückläufigen Trend führte Dörflinger unter anderem auf die verbesserte Öffentlichkeitsarbeit des Kuratoriums für Alpine Sicherheit, der alpinen Vereine und der Bergrettung zurück.

Zahl der Lawineneinsätze stark gestiegen

Die Zahl der Lawineneinsätze ist im Vorjahr allerdings auf 118 stark gestiegen (im langjährigen Durchschnitt waren es nur 80). Auch die Zahl der Lawinentoten ist im Vorjahr leicht auf 22 angestiegen, lag aber immer noch deutlich unter dem Rekordwert von 41 im Jahr 2005. Die Alpinisten sollten ihre Touren sorgfältiger planen, raten die Bergretter. Richtiges Spuren in geeignetem Gelände und die Einhaltung von Sicherheitsabständen bei Skitouren seien Themen, die noch vertieft werden müssten.

Da laut Dörflinger immer mehr Menschen in ihrer Freizeit die freie Natur aufsuchen, viele aber nicht über die nötige Ausbildung und über ein fundiertes Wissen über die Lawinensituation verfügten, müssen die freiwilligen Helfer auch mehr Verletzte bergen. Im Vorjahr wurden 5.263 Personen aus ihrer Bergnot gerettet, um rund hundert mehr als 2005. Die Zahl der unverletzt Geborgenen ist mit 1.053 hingegen gleichgeblieben. Deutlich zugenommen haben Suchaktionen nach Vermissten - die Bergretter notierten 405 Einsätze, im elfjährigen Durchschnitt sind es 303.

Die Gesamteinsatzzahl von 6.224 Einsätzen im Jahr 2008 bedeutet einen leichten Anstieg in den vergangenen zwei Jahren, der elfjährige Schnitt liegt aber mit 6.617 um einiges höher. Bemerkenswert: Von den 6.461 Geborgenen stammten knapp die Hälfte aus dem Ausland, der Inländeranteil steigt aber kontinuierlich.

73.000 ehrenamtliche Einsatzstunden

Bundesweit leisteten im Vorjahr 11.437 ausgebildete Bergretter mit 197 Suchhunden über 73.000 ehrenamtliche Einsatzstunden. "Das sind 8,33 Einsatzjahre. Umgerechnet wären mehr als acht Bergretter ein ganzes Jahr lang 24 Stunden täglich im Einsatz", veranschaulichte Bergrettungssprecher Gerald Lehner. Die Generali-Versicherung stattet die Bergretter heuer mit neuen Multifunktions-Schutzhelmen im Gesamtwert von 15.000 Euro aus.

Die durchschnittlichen Kosten einer Bergung betragen 33 Euro pro Mann und Einsatzstunde. "Im Schnitt ist mit 5.000 bis 7.000 Euro zu rechnen", sagte der ÖBRD-Präsident. Ein Rettungshubschraubereinsatz kann die Summe verdoppeln. Mit einem Jahres-Fördererbeitrag von mindestens 22 Euro an den Österreichischen Bergrettungsdienst seien die Rettungskosten weltweit bis zu einer Gesamtsumme von 15.000 Euro für die ganze Familie abgedeckt, so Dörflinger. Dieses Paket beinhalte allerdings keine Rückholkosten aus dem Ausland. (APA)