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Foto: Reuters/Nicky Loh

Wien - Im Kampf gegen die kriselnde Konjunktur buhlt die Wirtschaft um kaufkräftigeres Publikum. Verlass ist dabei auf schwule Männer: Sie verfügen über höhere Einkommen als ihre heterosexuellen Zeitgenossen, geben deutlich mehr für Markenware und Freizeit aus. Und sie verzichten auch in konjunkturell widrigen Zeiten nur ungern auf die schönen Dinge des Lebens, ist sich die Konsumindustrie sicher.

Eine neue Studie von Pink Marketing und Marketagent.com sieht homosexuelle Männer als äußerst krisenresistent. Freilich, auch sie seien von Arbeitsplatzverlust und anderem Ungemach betroffen, sagt Pink-Marketing-Chef Günther Moser. Ihr Vorsprung in der Kaufkraft bleibe dennoch bestehen. Sie verdienten nicht nur besser, der Großteil müsste auch keine Familie mit Kindern unterhalten.

Der Anteil an Homosexuellen in der Bevölkerung schwankt je nach Studie zwischen fünf und 15 Prozent. In Österreich wird die Zahl der Schwulen auf rund 500.000 geschätzt. Sie verdienen jährlich im Schnitt brutto 34.700 Euro und verfügen über eine Kaufkraft von insgesamt 17 Mrd. Euro, geht aus der Pink-Market-Analyse hervor. Das Bruttojahreseinkommen der ÖsterreicherInnen liegt im Vergleich dazu im Schnitt bei knapp 13.000 Euro.

Gängige Klischees

Die Studie unterstreicht altbekannte Klischees über die Gay Community. Mehr als 42 Prozent der 600 Befragten geben demnach im Jahr 2000 Euro und mehr für Mode aus. Das Gros der Heterosexuellen lässt dafür gerade einmal 500 Euro springen und hat nur halb so viele Hemden im Kleiderschrank.

Vor allem bei Kosmetik, Mode, Wohnungseinrichtung legten Homosexuelle Wert auf Marken, sagt Thomas Schwabl, Leiter der Studie. Sie investierten zudem um 45 Prozent mehr in Städte-, Bildungs- und Kulturreisen als Heterosexuelle, die ihrerseits Club-Urlaube vorziehen. Ein Drittel trimme sich in Fitnessstudios fit. Und mehr als die Hälfte der Schwulen gehe an mindestens drei Abenden die Woche aus. Eher den Heterosexuellen vorbehalten bliebe das Vereinsleben und "Gasthausbrauereien mit bodenständigen Schmankerln".

Lesben unerwähnt

Die Wirtschaftskraft lesbischer Frauen hat die Studie nicht untersucht. Das sei eine andere Baustelle, meint Moser. Es gebe dazu halt vergleichsweise wenige Netzwerke und Medien, Zahlen seien rar. Eine deutsche Studie habe jedenfalls erhoben, dass die Einkommen homosexueller Frauen unter jenen der heterosexuellen liegen. (vk/Der Standard, Printausgabe 18.03.2009)