Die Ybbsstraße im 2. Bezirk ist eine der häufigtsen Routen der Waste Watcher. Auf einem kleinen Flecken Erde finden sich zahlreiche Hundstrümmerl.

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Ein Plakat der neuen Sauberkeits-Kampagne der MA48: "Liegen gelassener Hundekot kostet Sie 36 Euro. Wegräumen kostet Sie nichts."

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Waste Watcher Dominik Blechinger im Einsatz: Das "entführte" Einkaufswagerl wird notiert, damit es Mitarbeiter der MA48 wegräumen können.

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Rund 2.060 Hundesackerl-Automaten gibt es derzeit in Wien, trotzdem riskieren viele Hundebesitzer immer noch lieber eine Strafe von 36 Euro.

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Sie rücken aus, wenn Hundebesitzer in der Früh mit ihrem Vierbeiner Gassi gehen, oder wenn sie nach dem Kinobesuch am Abend noch eine Runde mit dem Hund um den Block marschieren. "Hundstrümmerl-Sheriffs" wollen sie aber nicht genannt werden, lieber "Kontrollorgane gemäß Wiener Reinhaltegesetz". Denn neben den Hundstrümmerln sind sie auch für "entführte" Einkaufswagerl sowie die illegale Ablagerung von Sperrmüll verantwortlich. Ihr Revier sind Straßen, Gehsteige und Parks - wie der Mexikoplatz im zweiten Bezirk. Früher Nachmittag, es nieselt. In ihrer blauen Uniform schreiten Alexander Hornik und Dominik Blechinger durch den Park, halten Ausschau nach diversen Verunreinigungen. "Das Wort Sheriff oder Polizist wird immer gleich mit etwas Negativem verbunden. Aber wir machen etwas Positives, wir wollen dass es schön ist in Wien," erklärt Blechinger. Wien, sagt sein Kollege mit ständig umherschweifendem Blick, wolle ja schließlich die sauberste Stadt der Welt werden.

Die acht "schmutzigsten" Bezirke

30 hauptberufliche solcher "Waste Watcher" gibt es seit Februar 2008, knapp 300 Mitarbeiter der MA48 und MA42 wurden bis jetzt zusätzlich als nebenberufliche Kontrollorgane ausgebildet. Das Konzept dafür hat man sich von der französischen Hauptstadt Paris abgeschaut. Kontrolliert wird schichtweise von sechs Uhr früh bis halb zehn Uhr am Abend, Schwerpunktkontrollen gibt es bis Mitternacht oder ab vier Uhr morgens. "Von den 23 Wiener Bezirken gibt es acht, die wir regelmäßig kontrollieren", erklärt der Leiter des Referats Waste Watcher der MA48, Roland Kolb. Die "schmutzigsten" Bezirke seien Leopoldstadt (2.), Brigittenau (20.), Favoriten (10.), Simmering (11.), Rudolfsheim-Fünfhaus (15.), Ottakring (16.), Hernals (17.) und Währing (18). Der 1. Bezirk sei der sauberste, Probleme gebe es da nur mit einigen Parkanlagen. „Die Beamten sollen aber nicht nur strafen, sondern auch informieren", so Kolb. „"Wir wollen auch das Bewusstsein der Leute schärfen und sie zu mehr Zivilcourage motivieren." Die Bevölkerung solle bewusst auf Hundebesitzer zugehen und sie ansprechen. Wichtig sei außerdem: "Eine Hundezone ist kein Hundeklo." Wer seinen Hund dort ein Hauferl machen lässt und es nicht wegputzt, müsse ebenso mit einer Strafe rechnen.

Zehn Hundshäuferl auf drei Quadratmetern

In der Leopoldstadt geht es bei Nieselregen weiter in Richtung Vorgartenstraße und Ybbsstraße. Dort wird man vor allem auf den Gartenflächen zwischen den geparkten Autos fündig: Bis zu zehn Hundshäuferl auf geschätzten drei Quadratmetern. Auf frischer Tat ertappt wird niemand, die meisten Hundebesitzer gehen wohl erst am Abend wieder Gassi. Hornik zeigt auf ein Hundstrümmerl und dann auf die andere Straßenseite: „Gleich gegenüber ist eine Dogstation, wo sich die Leute gratis Sackerl nehmen könnten." Genau 2.060 solcher Hundesackerl-Automaten gibt es derzeit in Wien. Warum viele Leute sie noch immer nicht benutzen? „Der Hauptgrund ist Bequemlichkeit", schätzt Kolb. Es gebe eben Hardliner, die sich schon früher nicht daran gehalten hätten und das auch nie tun würden, „die werden dann halt bestraft." 36 Euro muss ein Hundebesitzer hinlegen, der den Haufen seines Vierbeiners auf öffentlichem Gebiet nicht entfernt. Gestraft wird aber nicht immer, meist versuchen es die Waste Watcher vorher mit einer Mahnung. Ist ein Hundebesitzer ganz uneinsichtig, bekommt er eine Anzeige. „Die höchste Strafe bei Hundekot war 320 Euro", erzählt Kolb, „der Hundebesitzer hat den Kot nicht aufgehoben, hat herumgeschimpft, ist einfach weggegangen und wollte seinen Ausweis nicht zeigen." Man habe extra die Polizei rufen müssen.

Neue Sauberkeits-Kampagne der MA48

Die verbalen Ausbrüche so mancher Hundebesitzer nehmen die Waste Watcher Hornik und Blechinger locker. „Die Leute müssen halt ihren Frust ablassen, wir nehmen das nicht persönlich, es ist ja auf die Uniform gerichtet," sagt Blechinger. Und dann holt er einen Handcomputer heraus und meldet der MA48 ein stehen gelassenes Einkaufswagerl zur Beseitigung weiter. „Das ist ja auch gefährlich, zum Beispiel wenn Kinder damit spielen." Bis vor einigen Jahren wurden pro Jahr noch 30.000 solcher Wagerl eingesammelt, nach diversen Aktionen wurde die Zahl auf rund 20.000 reduziert. Erst Mitte März hat Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ) die neue Sauberkeits-Kampagne der MA48 präsentiert. Es wurden etwa Plakate aufgehängt, auf denen neben einem Hundefoto die Worte "Geld Scheißer?" geschrieben stehen.

„Heute ist es wirklich ruhig", sagt Hornik. Das Nieseln hat aufgehört, vereinzelt sind jetzt Leute mit kleineren Hunden unterwegs. Aber die Waste Watcher müssen weiter in den 14. Bezirk. Dort geht der Rundgang von Neuem los. (Maria Kapeller, derStandard.at, 19.3.2009)