Die Einkommensschere sollte endlich geschlossen werden.

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Wien - "Prüfen hinter verschlossenen Türen und dann Berichte verfassen, die nicht der Öffentlichkeit zugänglich sind - das ist bis jetzt eher das Gegenteil von dem, was ich mir vorstelle": Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) hegt am Vorstoß von ÖAAB-Generalsekretär Werner Amon (ÖVP), Firmen künftig hinsichtlich Gehälterdiskriminierung zu überprüfen und bei Verstößen Geldstrafen zu verhängen, noch ihre Zweifel. Sie pocht im Standard-Gespräch auf die von ihr vorgeschlagene "Gehältertransparenz", im Zuge derer Branchen wie Großunternehmen die Einstiegsgehälter ihrer Arbeitnehmer offenlegen sollen.

Trotzdem, betont Heinisch-Hosek, begrüße sie die Vorschläge des ÖAAB, die Einkommensschere zwischen Männern und Frauen zu minimieren. Kontrollen könne sie sich zwar - wie von Amon angeregt - "vorstellen", aber nicht von Rechnungshofprüfern oder durch die Gleichbehandlungskommission, da diese nur für den Bundesdienst und nicht für Privatbetriebe zuständig sein können. Die Sozialpartner will die Ministerin jedenfalls schon demnächst an einen runden Tisch bitten, der als Auftakt zur Erstellung eines Nationalen Aktionsplanes zur Gleichberechtigung dienen soll.

Amon selbst kündigte am Dienstag einen offenen Brief an, mit dem die Sozialpartner aufgefordert werden, "geeignete Vorschläge" zu erarbeiten. Aber auch parteiintern will er nicht locker lassen. Beim ÖVP-Vorstand am 26. März werde der ÖAAB eine Arbeitsgruppe zu dem Thema beantragen, um zu einer "akkordierten Position" zu kommen. Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl hatte zuvor den Vorstoß von Amon jedenfalls abgelehnt. (nw, go/DER STANDARD, Printausgabe 18.03.2009)