"Party" (Detail, 2008), so wie Lionel Favre sie sich auf veralteten Plänen denkt.

Foto: Akademie/Favre

Die Chronologie der Geschichte als Schaltplan, der unterschiedliche Zeitebenen miteinander verknüpft und ihre Protagonisten auf Fließbändern transportiert, so schlägt es der Schweizer Künstler Lionel Favre (geb. 1980) in seinen kleinteiligen Tuschezeichnungen in etwa vor. Vielleicht zeigt die Ausstellung Continuum in der Akademie der bildenden Künste Wien (kuratiert von Elsy Lahner) auch einfach nur die Suche nach Antworten, nach Bezügen zwischen Dingen, die ähnlich erscheinen, denen aber trotzdem kein zwingender Zusammenhang beschieden ist. "Wie soll man Kenny aus South Park der Venus von Willendorf vorstellen?", formuliert diesen Konflikt Favre selbst. Seit 2003 studiert er in Wien Malerei, zunächst bei Franz Graf und Gunter Damisch, aktuell bei Daniel Richter.

Lionel Favres winzige und aberwitzige Systeme mit Titeln wie "Party" oder "Welt" (alle 2008) fügt Favre in vergilbte und unnütz gewordene technische Schaltpläne ein. Favre funktioniert diese zu Bildträgern um, schenkt ihnen also neue Bedeutung. Schmarotzend hat sich das bunte, mitunter surreale Treiben zwischen dem penibel beschrifteten Tuschestrichen eingenistet, denn dort profitiert es von der Aura der Glaubwürdigkeit und Logik dieser technisch genauen Zeichnungen, den papierenen Zeugen einer prädigitalen Welt.

Ganz unabhängig von der gewonnen Glaubwürdigkeit verbreiten Favres Grafiken aber eine Lust am Schauen, am Entdecken und Verbindungen-Ziehen, das ganz ohne Spielregeln auskommt. (kafe/DER STANDARD, Printausgabe, 18. 3. 2009)