UniCredit und ihre Österreich-Tochter wollen insgesamt vier Milliarden Euro vom Steuerzahler. Die Bank Austria will bis zu 2,7 Milliarden.

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Wien - Nach langem Rätselraten der Öffentlichkeit ließ Erich Hampel, Vorstandschef der Bank Austria (BA), die Katze am Mittwoch aus dem Sack. Besser gesagt: einen Teil der Katze. Bei der Bilanzpressekonferenz gab er bekannt, dass UniCredit und Bank Austria in Summe vier Mrd. Euro Staatskapital von ihren Heimatländern abholen werden - wer wie viel holt, das sei aber noch nicht ausdiskutiert. Der entsprechende Beschluss war, wie berichtet, am Dienstag bei der Board-Sitzung in Mailand gefallen. Nächste Woche wolle man trotz "solider Eigenmittelausstattung" (die Core Tier One Quote liegt bei 6,6 Prozent) mit der Republik in die Verhandlungen eintreten.

Was schon jetzt feststeht, ist das Argumentarium Hampels für denGriff zum Partizipationskapital (PS-Kapital): "Wir wollen die zusätzliche Finanzierung der heimischen Wirtschaft, besonders für Klein- und Mittelbetriebe und private Haushalte, sicherstellen" (und, so wie Hypo Alpe Adria oder Erste Bank, das Doppelte der Abholsumme als Kredite weiterleiten). Und es gelte, "die Wettbewerbsfähigkeit der Bank Austria zu erhalten" . Anders ausgedrückt: Wenn die Konkurrenzbanken Geld holen, so ihre Kapitalbasis stärken und Refinanzierungskosten senken, muss die BA das auch tun. Drittens: "Wir schaffen einen Sicherheitspolster, um für eine nicht erwartete Verschärfung der Krise gerüstet zu sein" (Hampel).

Rein theoretisch und von den EU-weiten gesetzlichen Bedingungen her könnte sich die Wiener Bank maximal 2,7 Mrd. Euro vomösterreichischen Staat holen, die UniCredit 3,8 Mrd. von Italien. Fragen, die in den kommenden Wochen geklärt werden sollen; die Begrenzungslinien liegen in Italien und in Österreich. UniCredit-Chef Alessandro Profumo trachtet danach, den Staatseinfluss so gering wie möglich zu halten. Auf der anderen Seite besteht die Republik Österreich darauf, dass der ausländische Eigentümer einen Beitrag für die Österreich-Tochter leistet und die Relation PS-Kapital für die Mailänder und PS-Kapital für die Wiener nicht unausgewogen ist.

Was schon jetzt feststeht: Die Bank Austria will 30 Prozent des Kapitals privat platzieren; von 2,7 Mrd. Maximum hinauf gerechnet, könnte sich die Bank somit rein rechnerisch 3,6 Mrd. Euro holen. Der Zinssatz beträgt bei der Drittel-variante acht Prozent, Dividendenbeschränkung gibt es keine. Zehn Prozent könnte UniCredit nehmen, ob Retail-Kunden zu den "Privaten" gehören werden, ist noch nicht klar.

Stichwort Dividende: Eine solche wird für 2008 nicht vorgeschlagen, der Gewinn bleibt in der Bank. Wiewohl die Banker (sie bekommen für 2008 keinen Bonus) mit dem Ergebnis 2008 sehr zufrieden waren. Der Nettogewinn lag bei 1,1 Mrd. Euro, das Betriebsergebnis kletterte auf den Rekordwert von 3,3 Mrd. Euro. Das Handelsergebnis lag mit 414 Mio. Euro in den Miesen. In Osteuropa (Ukraine, Kasachstan, Lettland, Investmentbanking Polen) wurde rund eine Milliarde Euro an Firmenwerten abgeschrieben, die Risikovorsorgen haben sich auf eben so viel verdoppelt. Laut Hampel schriebe die BA aber auch bei einem sechsmal höherem Ostrisiko noch keinen Verlust.

Der Gewinn der UniCredit sank um 38 Prozent auf rund vier Mrd. Euro, BA-Schwester HVB ist wegen schwerer Verluste im Investmentbanking tief in die Miesen geraten: 670 Mio. Euro. (gra, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19.03.2009)