Die Zukunft der Qualitätsmedien ist Gegenstand einer Diskussion am Dienstagabend an der Universität Wien gewesen, zu der ORF und "Die Zeit" geladen hatten. Als Keynote-Speaker sprach der britische Journalist Nick Davies. Sein Resümee: "Qualität im Journalismus ist simpel: Es geht schlicht darum, die Wahrheit zu sagen." Er warnte in diesem Zusammenhang davor, PR-Material ungeprüft zu übernehmen.

"Flat Earth News"

Davies, Autor des Buches "Flat Earth News", stellte fest, dass das Geschäftsmodell vieler Medienunternehmen aufgrund des Internets "kaputt" sei. Die Menschen seien nicht bereit, für Information zu zahlen, wenn sie diese - noch dazu rascher - aus dem Netz bekommen. Ein bedrohliches Szenario für die Branche sei auch, in Zeiten der Wirtschaftskrise, Geld von der Regierung zu fordern. "Die Zukunft schaut sehr sehr besorgniserregend aus", so Davies.

Kein "vernünftiges" Geschäftsmodell auf absehbare Zeit sah auch "Zeit-im-Bild"-Moderator Armin Wolf. In Anspielung auf die unter anderem von der Regierung geführte Debatte über die Zukunft des ORF und eine Ablöse der ORF-Geschäftsführung sagte Wolf: "Man muss sich immer Sorgen machen, wenn sich die Politik um den ORF Sorgen macht."

Entbehrlich

"Medien sind zu einflussreich, als dass irgendjemand widerstehen könnte, zu versuchen, sie zu manipulieren", stellte Joachim Riedl, Redakteur der "Zeit", fest. Er sieht die Zukunft der Qualitätsmedien nicht allzu pessimistisch. Zwar werde der Druck "natürlich" härter, aber für Printmedien sei Qualität zumindest ein Geschäftsmodell - im Gegensatz zum Boulevard: "Dieser ist entbehrlich. Die reine Informationsvermittlung ist in einer Demokratie nicht ersetzbar. Qualitätsmedien werden anders ausschauen, aber es wird sie weiter geben", so Riedl.

News-Chefredakteur Atha Athanasiadis rechnet damit, dass innerhalb der nächsten zehn Jahre viele Medien "zusperren" müssten. Zudem würde es eine "radikale Änderung" in Richtung Internet geben. Kommunikationswissenschafter Fritz Hausjell glaubt, dass "wir alle" die Zukunft der Medien mitgestalten werden, "zumindest als Mediennutzer". Trotz aktuellem Anlass hatten die mehreren hundert erschienenen Studenten, die auch zur Diskussionsteilnahme eingeladen waren, kein Interesse am Inzest-Fall Josef F. "Offenbar overinformed", stellte Hausjell fest. (APA)