Wien - Von pionierhaften Taten zur "Routine": Die Klinische Abteilung für Herz-Thorax-Chirurgie der Chirurgischen Universitätsklinik am Wiener AKH feiert in dieser Woche 25 Jahre Herztransplantationen. Mittlerweile wurden mehr als 1.100 derartige Eingriffe durchgeführt. Die Überlebensrate konnte stark gesteigert werden. Von 2006 mit 26 Herztransplantationen auf 2008 mit 40 konnte sogar - gegenläufig zum internationalen Trend - eine Steigerung der Eingriffe erzielt werden.
Erste Transplantation in 80ern
In Österreich wurde die erste Herztransplantation am 11. Oktober 1983 von Raimund Margreiter in Innsbruck durchgeführt. Anfang März 1984 folgte Ernst Wolner von der II. Chirurgischen Universitätsklinik in Wien und 1986 das dritte österreichische Zentrum für Herztransplantationen, die Grazer Chirurgische Universitätsklinik.
Begonnen hatte die Geschichte eigentlich im Jahr 1976, als plötzlich die Nachricht samt TV-Bildern um die Welt ging, dass in Kapstadt dem 55-jährigen Louis Washansky ein "neues" Herz eingesetzt worden sei. Der Patient starb nach 18 Tagen. Doch schon der zweite derart von Christiaan Barnard Operierte - Philip Blaiberg, der Eingriff erfolge am 2. Jänner 1968 - überlebte immerhin 20 Monate.
Medizinischer Durchbruch
Aufregend war dieser Durchbruch aber nicht nur für das "Publikum", sondern für auch für die Chirurgen der Welt. Ernst Wolner, der im vergangenen Herbst emeritierte, erzählte dazu: "Ich stand damals noch am Anfang meiner Laufbahn. Ich war schon sehr beeindruckt. Wir haben auch geglaubt, dass sich diese Eingriffe durchsetzen werden. Nur waren wir damals viel optimistischer. Wir haben geglaubt, man wird recht bald die Abstoßungsreaktion beherrschen können. Und dann haben wir uns vorgestellt, dass man womöglich die Transplantation des Herzens in einiger Zeit gar nicht mehr benötigen würde. Wir haben nämlich geglaubt, es werde ein atomgetriebenes Kunstherz geben."
Der erste Wiener Patient, an dem Wolner, Axel Laczkovics und Hermann Kassal den Eingriff vornahmen, starb schon nach zwei Wochen an einer Infektion, der zweite nach drei Monaten und der dritte nach mehr als zwei Jahren. Im Grunde genommen brachten erst die modernen Medikamente zur Immunsuppression (Cyclosporin A etc.) den Umschwung. Am Anfang lag die Überlebensrate bei der Operation bei 76 Prozent, nach einem Jahr lebten nur noch 33 Prozent der Transplantationspatienten.
Überlebensraten deutlich verbessert
Das hat sich gründlich geändert. Laut den Statistiken des zweitgrößten Herztransplantationszentrums im Eurotransplant-Raum beträgt die Früh-Überlebensrate derzeit 95 Prozent. Nach zehn Jahren leben noch 70 Prozent der Patienten. Gleichzeitig garantieren jahrzehntelang an der Abteilung in Wien durchgeführte wissenschaftliche Arbeiten, dass möglichst wenige Kranke - zumeist Patienten mit einer dilatativen Kardiomyopathie (immer größere krankhafte Dehnung des Herzens) oder einer ischämischen Kardiomyopathie - noch auf der Warteliste für ein Spenderorgan sterben: immer besser werdende Systeme von "Kunstherzen". Sie werden bei 25 bis 30 Prozent der Patienten verwendet. Die Sterblichkeit auf der Warteliste konnte so auf unter zehn Prozent reduziert werden.
"Auch akute Abstoßungsreaktionen für das Spenderorgan haben heute viel von ihrem Schrecken verloren. Durch engmaschig eingesetzte Diagnoseverfahren und moderne immunsuppressive Therapien konnte die Inzidenz (Häufigkeit, Anm.) von Abstoßungen im ersten Jahr von 50 auf zehn Prozent reduziert werden. Patienten sterben heute kaum mehr an einer Abstoßung (ein Fall in zehn Jahren)", schrieb Andreas Zuckermann, der derzeitige Leiter des Programms in Wien. Und mit Günter Laufer kehrte vor wenigen Tagen ein ehemaliger Wolner-Schüler und Herztransplanteur als Chef der Abteilung (aus Innsbruck) nach Wien zurück. (APA)