Die Deutsche Telekom will ihrem früheren Aufsichtsratschef Klaus Zumwinkel, der wegen einer Steueraffäre, einer millionenschweren Pensionszahlung und der Abhör-Aktion bei dem Bonner Konzern in die Kritik geraten ist, die Entlastung verweigern. Vorstand und Aufsichtsrat schlugen in der am Mittwoch veröffentlichten Einladung zur Telekom-Hauptversammlung vor, Zumwinkel für das Geschäftsjahr 2008 zunächst nicht zu entlasten.

Vorwürfe

Hintergrund seien die im Zusammenhang mit der "Datenmissbrauchsaffäre" erhobenen Vorwürfe gegen Zumwinkel. Der Beschluss solle bis zur Hauptversammlung, die über das Geschäftsjahr 2009 entscheidet, vertagt werden.

Zumwinkel war Ende Februar 2008 aus dem Telekom-Aufsichtsrat ausgeschieden und hatte zu diesem Zeitpunkt auch sein Amt an der Spitze der Deutschen Post niedergelegt, nachdem Steuerfahnder seine Villa in Köln durchsucht hatten. Ende Jänner 2009 verurteilte ihn das Landgericht Bochum wegen Steuerhinterziehung zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren und einer Geldstrafe von 1 Million Euro. Zumwinkel hatte über eine Stiftung im Steuerparadies Liechtenstein Gelder am Fiskus vorbei geschmuggelt.

Bezüge für das Geschäftsjahr 2008 von 714.045 Euro

Bei seinem Ausscheiden bei der Post hatte er Bezüge für das Geschäftsjahr 2008 von 714.045 Euro erhalten. Zudem erhielt er Aktien-Wertsteigerungsrechte, die laut Geschäftsbericht der Post zum 1. Juli 2008 einen Zeitwert von 1,066 Mio. Euro hatten. Zumwinkel hatte sich zudem seine Pensionsansprüche von rund 20 Mio. Euro auszahlen lassen, wie aus dem Geschäftsbericht hervorgeht. Dies war in der Politik auf scharfe Kritik gestoßen. Zumwinkel selbst hatte die Auszahlung in der deutschen "Bild"-Zeitung als "normalen Vorgang" verteidigt.

Der ehemalige Spitzenmanager ist zudem wegen der Telekom-Spitzelaffäre ins Visier der Staatsanwaltschaft Bonn geraten. Fahnder hatten in der vergangenen Woche Zumwinkels Anwesen am italienischen Gardasee sowie seine ehemalige Villa in Köln durchsucht. Auch in der Bonner Post-Zentrale wurden sie vorstellig, ohne jedoch Akten zu beschlagnahmen. Auch Wohnräume des ehemaligen Telekom-Chefs Kai-Uwe Ricke suchten sie auf.

Die Deutsche Telekom selbst hatte Mitte Mai 2008 Anzeige erstattet, um das Ausmaß des Missbrauchs von Verbindungsdaten in den Jahren 2005 und 2006 und den oder die Auftraggeber herauszufinden. Ziel der Ausspäh-Aktion soll es gewesen sein, die Weitergabe von Interna an die Öffentlichkeit zu verhindern. Im Kern ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen acht Personen, darunter Ricke und Zumwinkel. Zumwinkel hatte bei der Telekom für seine Ende Februar beendete Aufsichtsratstätigkeit 2008 laut Geschäftsbericht knapp über 12.000 Euro erhalten. (APA/Reuters) -