Herbert Paierl ist ein vielbeschäftigter Mann. Er war Landesrat in der Steiermark, ist Vorstand der Unternehmens Invest AG, sitzt in diversen Aufsichtsräten und ist Präsident des Management Club Österreich. Dass er als Berater von Finanzminister Pröll agiert, dementiert Paierl zwar im Gespräch mit Hans Rauscher, räumt jedoch ein, dass er über den Club versuche, "sachliche Argumente zusammenzutragen und weiterzutransportieren".

Gegen Beschwichtigungsrhetorik

Im Gespräch über die Finanzkrise zeichnet Paierl ein düsteres Bild zum weiteren Verlauf und spricht sich gegen die Verwendung einer Beschwichtigungsrhetorik aus. In gewissen Sektoren gäbe es nur mehr eine Auslastung von 20 Prozent, da stellt sich für den Wirtschaftsexperten die Frage, wie weit diese Strukturen noch aufrecht erhalten werden können. Denn nach einer "Schocksekunde" würden mit Sicherheit Kostenreduktionen kommen, was gleichzusetzen mit Personalreduktionen sei: "Wir müssen uns darauf einrichten, dass es gegen Ende des Jahres zu einer Verdoppelung der Arbeitslosigkeit in Europa und natürlich auch in Österreich kommen wird."

Staatshilfe auch für Klein- und Mittelbetriebe

Erstbetroffen sei der Export, weil hier eine gravierende globale Umsatzreduktion statt gefunden habe, wobei sich das nicht nur auf den Automobilbereich beschränke.  Bereits vor einem Jahr habe man festgestellt, dass eine schwere Rezession bevor stehe. Man sollte von staatlicher Seite jetzt nicht nur den Banken helfen, wenn um die Ecke die Klein- und Mittelbetriebe eingehen, weil sie keine Kredite mehr bekommen.

"Geschützter Sektor" gegen "ungeschützten"

Der Manager plädiert in Zeiten der Krise für mehr Solidarität zwischen den einzelnen Bereichen: "Wenn die Sozialpartnerschaft in der Zukunft Sinn machen soll, wird es auch hier einen neuen Boden geben müssen." Paierls "große Angst": Dass es zu einer verstärkten Auseiandersetzung zwischen dem "geschützten Sektor" der Beamten und dem "ungeschützten Sektor" der Privaten kommt.

Solidarität, sonst "politische Verwerfungen"

Zur Krise müssten alle ihren Beitrag leisten müssen, betont Paierl. Alles andere würde zu "politischen Verwerfungen" führen. Die Frage, ob es zu Null-Lohnrunden für Beamte und Pensionserhöhungen unter der Inflationsrate kommen könnte, beantwortet er so: "Es gibt nur zwei Quellen, die den öffentlichen Sektor finanzieren. Die eine ist der Steuerzahler, den haben wir gerade entlastet. Die zweite ist der internationale Finanzmarkt - und hier darf man sich nicht spielen."

Wolf nicht Bär

Die Politik müsse jetzt klar machen, dass alle in einem Boot sitzen, wobei sich Paierl von Regierung und Opposition mehr "Krisenwording" wünschen würde. Man müsste den Leuten klar machen: "Es wird ganz schlechte Wetterbedingungen geben, aber geht raus und bewegt euch wie ein hungriger Wolf und nicht wie ein Bär im Winterschlaf."

Gegenfrage

In der Gegenfrage möchte Herbert Paierl von Hans Rauscher wissen, wie er mit der Krise umgeht. Die Antwort findet sich am Ende des obigen Videos. (rasch, derStandard.at, 19.3.2009)