Wie Künstler satt werden: Christian Jankowski, "Die Jagd 1992".

Foto: Bawag Foundation

Wien - Unter "Christian Jankowski" muss man sich einen Mann der Tat vorstellen. Sein "Plan" besteht vor allem darin, am Ende ein Produkt zu liefern. Schließlich ist der Kunstmarkt sein Handelsplatz. Und der braucht Ware, etwas Greifbares, das durchaus synonym zu einer Idee stehen kann. Seine Produkte sind Videos - aber nicht nur.

Ein paar Beispiele: "Die Jagd 1992" zeigt den in Berlin und New York lebenden Künstler beim Erlegen der Dinge des täglichen Bedarfs: Gerüstet mit Pfeil und Bogen, schießt er sich ein Tiefkühlhuhn im Supermarkt, bringt Gurken und Margarine zur Strecke, erledigt Waschpulver - um die Beute schließlich ganz konventionell zur Kassa zu fahren. Oder: Eingeladen, einen Beitrag für "Texte zur Kunst" (ein Magazin zur gnadenlosen Anwendung möglichst vieler Fremdwörter und randständiger Zitate auf wehrlose Kunstwerke) zu verfassen, bat Jankowski Sponsoren darum, ebendieses Projekt zu unterstützen. Die eingenommen Gelder setzte er im Kasino auf eine Zahl - sie blieben dort. Und Jankowski blieb nichts anderes übrig, als kostenschonend im Kartoffeldruckverfahren die Logos der Geldgeber auf das Magazincover zu drucken.

Zur Messe Art Cologne initiierte er "Kunstmarkt TV2008": In Kooperation mit einen Internet-TV-Sender pries er Kunst an. Etwa das Modell einer Gartenskulptur von Franz West für wohlfeile 35.000 Euro. Wie im wirklichen Leben auch, gingen den Moderatoren absolut nie die Argumente aus.

Und wie jeder andere im wirklichen Leben, muss sich auch Christian Jankowski Notizen machen, festhalten, was unter keinen Umständen vergessen werden darf. Wie immer steht das zu Erledigende dem eigentlichen kreativen Akt im Weg. Wenn der Künstler ständig seinen Galeristen daran erinnern muss, ihm Geld zu überweisen, und gleichzeitig seiner Bank täglich zu versichern hat, dass die Überweisung auch wirklich demnächst eintreffen würde, dann bleibt keine Zeit, ein Werk zu schaffen, dann fehlt die Energie, um kreativ zu sein. Es sei denn, man erklärt die Gedankenstütze zum Kunstwerk: In Neon geformt kleiden die To-do-Listen jede schicke Galerie ganz vorzüglich. Und stimmen die Sammler fröhlich, was wiederum die Hausbank so dankbar stimmt, dass eine neue Küche locker im Künstlerbudgetrahmen liegt.

Die alte Küche landete umgehend im nächsten Kunstverein. Schließlich handelt es sich um eine echte Künstlerküche. Und was liegt da näher, als den deutschen Kochshow-Vater Alfred Biolek einzuladen, im nun "Kochstudio 2004" betitelten Ambiente gemeinsam Bohnensuppe zu kochen. Und schon ist aus dem studentischen Sperrmüll wieder eine Kapitalertragsmaschine geworden, die nun eben in der Bawag Foundation zur tollen Anwendung kommt.

Und dann gibt es da noch diese südchinesische Schule von Kopisten, die jedem Interessenten einen Klassiker der Kunstgeschichte zum Schnäppchenpreis nachpinselt. Und da dachte sich Jankowski dann: "Mit denen musst du etwas machen!"

Glücklicherweise ließ China gerade in Schulnähe ein nicht weiter definiertes "modernes Museum" errichten. Und also bat Jankowski die Kopisten, ihre jeweiligen Lieblingsmotive in Fotos der Museumsbaustelle einzuschreiben. Und so kamen etwa die "Wolgaschlepper" bis in ein Museum im Süden Chinas.

Die Ausstellung heißt hintergründig "And Now For Something Completely Different" und ist, wie Bawag und Künstler ganz besonders hervorheben, "bei freiem Eintritt" für jedermann zugänglich. Wem das noch immer nicht reicht, den erwartet dort "Das Lachen von Dan Graham". (Markus Mittringer, DER STANDARD/Printausgabe, 19.03.3009)

Bis 24. Mai