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Spürhunde müssen heuer auf der Jagd nach Schmugglern bei mobilen Kontrollen Biss beweisen. Im Vorjahr hat der Zoll mehr als 45 Mio. Zigaretten beschlagnahmt. Große Container waren nicht dabei.

Foto: AP/Matthias Rietschel

Raucher sparen und decken sich mit billigen Glimmstängeln aus dem Osten ein. Der Schmuggel steigt. Die Nachfrage der österreichischen Trafikanten nach Geld aus dem Solidaritätsfonds blieb bisher dennoch dürftig.

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Wien - Die Stimmung unter Trafikanten ist gedämpft. Die Nachfrage an Zigaretten sinkt seit Jahresanfang, vor allem in Wien und Burgenland schrumpft der Absatz. Es sind aber weniger die neuen Rauchergesetze, die die Geschäfte einbremsen. Vielmehr decken sich die Raucher verstärkt mit billiger Ware aus östlichen Nachbarländern ein.

Nach dem Wegfall der Mengenbeschränkung aus Tschechien und Slowenien darf seit heuer auch aus Ungarn und der Slowakei pro Kopf eine Stange Glimmstängel importiert werden. Die Hemmschwellen fallen, sagt Christian Mertl im Gespräch mit dem Standard. Der frühere Marketingchef der Austria Tabak, der nun mit M-Tabak seine eigenen Zigaretten vertreibt, erwartet heuer steigenden Schmuggel.

Starke Raucher ließen sich auch von strengeren Gesetzen und flauerer Konjunktur nicht davon abhalten, ergänzt Reinhold Widmayer, Chefredakteur des Cigar Cult Journals. Viele wichen aber auf Billigeres aus. Der Schwarzmarkt werde wachsen, und da gehe es nicht um den "kleinen Grenzverkehr" , sondern um Schmuggel in großem Stil.

Schwacher Forint lockt

Eine Packung Tschick kommt in Österreich auf gut vier Euro, etwas mehr als zwei Euro muss man dafür in Ungarn hinlegen. Fälschungen sind je nach Verhandlungsgeschick schon ab 1,50 Euro zu haben. Und der Verfall des Forints macht den Import zusätzlich reizvoll. Ein Drittel des ungarischen Zigarettenmarktes stellt im übrigen Schmuggelware aus der Ukraine, sagt Herwig Heller, Leiter der Betrugsbekämpfung im Finanzministerium. Das Nachbarland lockt mit Packerlpreisen von gerade einem Euro.

Im zweiten Halbjahr 2008 wurden 17 Prozent der konsumierten Zigaretten nicht in Österreich versteuert, um 0,6 Prozent mehr als im ersten Halbjahr. In Wien gab es ein Plus von 7,5 Prozent, deutliche Zuwächse erlebten auch Tirol, Vorarlberg und die Steiermark. Nahezu jede zweite geschmuggelte Zigarette war gefälscht, belegt die jüngste Analyse weggeworfener Packerln. Alles in allem entgingen dem Staat damit 350 Mio. Euro an Steuern, rechnet Peter Trinkl, Obmann der Tabaktrafikanten, vor.

Der Zoll hat 2008 gut 45,5 Mio. Zigaretten beschlagnahmt, um 40 Prozent weniger als 2007. Internationalen Schmugglern wurde der Boden in Österreich für die großen Transitsendungen einfach zu heiß, begründet Heller den Rückgang.

Die Trafikanten dürfte der sinkende Verkauf weniger schmerzen als angenommen. 2008 wurde für sie ein mit 100 Mio. Euro dotierter Solidaritätsfonds eingerichtet. Die Nachfrage danach blieb aber trotz etlicher Aufrufe der Gremien, dieses Geld doch in Anspruch zu nehmen, mager, ist zu hören. Die Branche spricht von Überdotierung.
Trinkl bestätigt Probleme in der Startphase, viele hätten sich nicht angesprochen gefühlt. Mittlerweile sei aber klar, dass sich alle, die Einbußen von über fünf Prozent gegenüber 2006 erlitten hätten, bedienen dürften. Nicht nur in den Grenzregionen. Der Fonds sei nicht überdotiert. "Er erlaubt Reserven." (Verena Kainrath, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19.03.2009)