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Der Konsument von heute hat es gerne gemütlich.

APA/EPA/Gombert

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Grafik: APA

Wien - Die Österreicher greifen im Supermarkt zunehmend zu Fertigprodukten. In Scheiben geschnittener Käse, die länger haltbare Milch und fixfertig vorbereitetes Fleisch boomen. Dafür sind Konsumenten auch bereit, höhere Preise zu bezahlen, zeigt die jüngste Marktanalyse der Agrarmarkt Austria (Ama).
Zu den großen Gewinnern zählen wenig überraschend Diskonter. Ihr Marktanteil ist mittlerweile auf nahezu 30 Prozent gestiegen. Nach Jahren hohen Aufschwungs zeichnet sich bei Bio hingegen erstmals ein leichter Rückgang ab, bestätigt die Studie Berichte des Standard.

Bilanz im Detail

Die Österreicher haben im Vorjahr 5,34 Mrd. Euro für Frischeprodukte ausgegeben, um 2,6 Prozent mehr als 2007. Den Großteil des Zuwachses haben Billigketten abgeschöpft: Der Wert der bei ihnen gekauften Nahrungsmittel ist um über sechs Prozent gestiegen. Fast neun von zehn Österreichern kaufen bereits regelmäßig beim Diskonter ein. Und diese Entwicklung geht auf Kosten der konventionellen Supermärkte. Ihr Anteil am Lebensmittelmarkt ist seit 2003 wertmäßig von 52 auf 47 Prozent gesunken. Vor allem die kleineren Anbieter zählten zu den Verlierern. Hofer, Lidl, Penny, Norma und Plus (mittlerweile rückgebaut zu Zielpunkt) haben ihre Marktanteile im selben Zeitraum von 21,6 auf 29,7 Prozent ausgebaut. Auf die Menge gerechnet, erreichen sie sogar einen Anteil von 36 Prozent.

Flut an Preisaktionen

Die Wirtschaftskrise heizt Rabatte an. Die Aktionsanteile sind 2008 quer über alle Produktgruppen auf einen Rekordwert von 22 Prozent geschnellt. Preise massiv gedumpt wurden vor allem bei Hühner- und Schweinefleisch. Als Aktionsware schlechthin entpuppte sich Sauermilch mit Frucht: 60 Prozent des Produkts wurden unter dem Normalpreis verkauft. Weiter am Vormarsch waren Eigenmarken.
Bei Obst und Gemüse übten sich viele in Zurückhaltung. Ama-Chef Stephan Mikinovic führte das auf zahlreiche Obstsnacks und -Drinks zurück. Bei Fruchtjoghurt, Milchmischgetränke und Desserts seien vermehrt Produkte mit Zusatznutzen gefragt. Und hier werde auch weniger gespart. Bio-Produkte hingegen erlebten 2008 erstmals einen Rückgang in Höhe von 0,1 Prozentpunkten - obwohl Rewe und Spar ihre Sortimente rasant ausbauten. Die höheren Preise ließen Konsumenten auf Günstigeres umsatteln. Die Nachfrage gesunken ist vor allem bei Bio-Klassikern wie Eiern, Milch und Erdäpfel. Bei beiden Ersteren brach der Absatz um mehr als 15 Prozent ein. Zuwächse gab es jedoch bei Bio-Obst und -Gemüse.
Alles in allem sind die Preise im Lebensmittelhandel im Vorjahr um 4,7 Prozent gestiegen. Sieben Prozent waren es im Jahr davor. Gegen Ende 2008 hat sich vieles verbilligt.
Die relativ krisenresistente Branche zieht Investoren an. Die österreichische Soravia-Gruppe baut et-wa ihre Geschäfte mit Süßwasser-Fisch aus. Seit 2008 fischt sie am Millstättersee nach Hechten, Reinanken wie Schleien und verkauft sie an Spitzengastronomen. Jetzt haben die Soravias den Fischzüchter Alpenlachs gekauft. Ziel ist es, den Absatz der wilden Fische auf 15 Mio. Euro zu verdoppeln. (vk, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20.3.2009)