Calgary - Informatiker an der University of Calgary haben einen Staubsauger-Roboter vom Typ "Roomba" im wahrsten Sinne des Wortes das Fürchten gelehrt. Mithilfe eines "Neural Impulse Actuators" (NIA) des US-Unternehmens OCZ Technologies, der zur Steuerung von Spielen mittels elektrischer Körpersignale entwickelt wurde, haben sie dazu das Stressausmaß des NIA-Trägers gemessen.

Der Haushaltsroboter wurde so programmiert, dass er bei einem gestressten Nutzer sicherheitshalber das Weite sucht. Dieses Steuerungskonzept könnte den Forschern zufolge auch praktische Auswirkungen haben. "Wir wollen weitere Anwendungen emotionaler Steuerung erforschen, die sich auf Verhalten von Robotern auswirken, die dann wiederum Gemütszustand und Verhalten des Anwenders beeinflussen könnten", sagt Projektmitarbeiter Paul Saulnier.

Zunächst haben die Forscher damit experimentiert, mit dem NIA-Stirnband den Roomba direkt zu steuern, waren aber vom Ergebnis enttäuscht. "Obwohl laut Hersteller mehr Kontrolle möglich sein sollte, war das einzig zuverlässige Input eindimensional", meint Saulnier. Konkret konnten die Informatiker die Geschwindigkeit des Roboters beeinflussen. Als interessanter erwies sich die Idee, die vom NIA gemessene Muskelspannung als Stress-Anzeichen zu interpretieren. Mehr Spannung ist dabei gleichbedeutend mit mehr Stress. Eine vom Team entwickelte Kontrollsoftware hat Fünf-Sekunden-Mittel genutzt, um dem Nutzer einen von vier Stressgraden zuzuweisen und das Verhalten des Roboters entsprechend zu gestalten.

Emotionale "übertragung"

Ist der Anwender ruhig, nähert sich der Roomba bereitwillig, scheint der User aber stark gestresst, entfernt sich der Roboter lieber. Falls der Roboter den Gemütszustand des Nutzers fehlinterpretiert und somit falsch reagiert, hätte das aber letztendlich keine großen Konsequenzen, betonen die Forscher. Das Experiment zeige, dass mit aktueller und leicht zugänglicher Technologie der emotionale Zustand eines Anwenders auf einen Roboter quasi "übertragen" werden kann. Als mögliche Anwendung sehen sie beispielsweise, dass robotische Gefährten auf Personen gerade dann zugehen könnten, wenn diese deprimiert erscheinen. (pte/red)