Im Dezember machte Fritz Neugebauer einen Karrieresprung zum Zweiten Nationalratspräsidenten - dafür könnte er nun ein anderes Amt verlieren: Parteifreunde wollen ihn als ÖAAB-Chef abwählen.

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Wien - Bei den politischen Gegnern ist Fritz Neugebauer schon lange unten durch. Weil sie ihn für einen Betonkopf, Sesselkleber und Multifunktionär halten. In der ÖVP hingegen sitzt der 64-jährige Veteran in wichtigen Positionen - bisher. Denn nun beginnen Parteikollegen am wandelnden Denkmal ernsthaft zu rütteln.

Am Freitag treffen sich die Wortführer des ÖAAB, dem Arbeitnehmerflügel der ÖVP, zu einer Vorstandssitzung. Offiziell ein Routinetermin, bei dem Othmar Karas als Kandidat für die Europawahlen gepusht werden soll. Hinter den Kulissen, heißt es, stehe aber noch eine andere, viel umstrittenere Personalia zur Debatte. Mehrere namhafte ÖAABler bestätigen dem Standard im Vertrauen, dass auch die Zukunft von Obmann Neugebauer besprochen werden soll. Namentlich zitieren lassen will sich damit freilich keiner.

Appendix der Beamtenlobby

Fritz Neugebauer ist zweiter Nationalratspräsident, ÖVP-Bildungssprecher und ÖAAB-Chef, vor allem aber oberster Boss der Beamtengewerkschaft GÖD. Als solcher werde er in der Öffentlichkeit auch hauptsächlich wahrgenommen, monieren seine Kritiker.Der ÖAAB verkomme zum Appendix der Beamtenlobby. Den Funktionären verbleibt die undankbare Aufgabe, einfachen Arbeitnehmern zu erklären, warum ihr Chef jedes Privileg der öffentlichenBediensteten mit Zähnen und Klauen verteidigt.

Schon im Sommer sollen Gegner deshalb für eine Erneuerung und gegen Neugebauer mobilgemacht haben. Gemunkelt wird über einen Deal zwischen verschiedenen ÖAAB-Fraktionen aus den Bundesländern. Die Oberösterreicher hätten demnach den Niederösterreicher Michael Spindelegger als ÖAAB-Obmann unterstützt, die Niederösterreicher im Gegenzug den Oberösterreicher Peter Sonnberger als neuen Volksanwalt. Der Plan war augenscheinlich nicht von Erfolg gekrönt, Neugebauer blieb in Amt und Würden.

Als potenzieller Nachfolger wird auch diesmal Spindelegger gehandelt, der auf viel Rückhalt zählen könnte. Allerdings ist dieser mittlerweile Außenminister, also durchaus ausgelastet - und ein derzeit eher undankbarer Zweitjob würde nicht gerade zur Imagepflege beitragen. Ambitionen nachgesagt werden Christine Marek, Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium. Mit ihr könnten allerdings konservative Vertreter Probleme haben. Die Wahlwienerin Marek gilt als liberal - keine Haltung, die im ÖAAB besonders weitverbreitet ist.

Auch gegen ÖAAB-Generalsekretär Werner Amon, einem anderen möglichen Kandidaten, spricht sein mutmaßliches Standing in der Partei: In den Landesgruppen soll der ÖVP-Sozialsprecher zu wenige Unterstützer haben.
Vielleicht präsentiert aber auch Neugebauer selbst einen Nachfolger - oder versucht, einmal mehr durchzutauchen. Eine Anfrage des Standard verlief ergebnislos. Sein Sprecher: "Da werden sie von niemandem ein offizielles Statement bekommen." (Gerald John, Günther Oswald/DER STANDARD-Printausgabe, 20. März 2009)