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Was er sucht, hat dieser griechische Marineoffizier an die Bordwand geheftet.

Foto: Reuters/Fouad Juez

Im Vorjahr gab es weltweit mehr Piratenüberfälle als je zuvor. Die gesamte Beute aus Lösegeldzahlungen wird auf fast 23 Millionen Euro geschätzt. Seit dem Einsatz der EU-Streitkräfte gehen die Überfälle jedoch zurück.

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New York - Die Zahl der Piratenüberfälle hat sich im vergangenen Jahr deutlich erhöht. Rund 30 Millionen Dollar (22,8 Millionen Euro) Lösegeld wurden an Piraten gezahlt, heißt es in einem Bericht der Vereinten Nationen, der am Donnerstag in New York veröffentlicht wurde. Besonders aktiv sind Piraten vor allem vor Somalias Küste. Aber auch die Schiffsrouten im Suez-Kanal und im Indischen Ozean werden nicht verschont.

Konkret wurden im Jahr 2008 insgesamt 293 Piratenüberfälle auf hoher See gemeldet, 111 davon vor der Küste Somalias. Trotz des verstärkten Kampfs der internationalen Gemeinschaft gegen die organisierte Kriminalität auf hoher See hat die Piraterie weltweit um elf Prozent zugenommen.

Vor der Küste Somalias sind laut UN-Angaben zwei große Organisationen von Seeräubern aktiv. Die Gruppen hätten ihre Stützpunkte in der halbautonomen Region Puntland im Nordosten Somalias sowie in der zentralen Region Mudug, erklärte UN-Generalsekretär Ban Ki-moon. Er rief zu koordinierten Maßnahmen im Kampf gegen die Piraten auf.

Seit 2008 ermächtigt eine Resolution des Weltsicherheitsrats ausländische Streitkräfte, Piraten auch noch auf dem somalischen Festland zu verfolgen. Unter anderem kämpft die EU-Mission "Atalanta" vor Somalia gegen die Piraten. Gemeinsam mit anderen Staaten - darunter auch Russland, China und Japan - sind derzeit 26 Schiffe im Indischen Ozean gegen Piraten eingesetzt.

Nato-Verstärkung

In einer Zwischenbilanz der EU vor wenigen Tagen hieß es, dass zu Beginn des EU-Einsatzes zu Jahresbeginn noch 19 Schiffe mit 300 Mann Besatzung in der Gewalt von Piraten gewesen seien, derzeit gehe man nur noch von sechs gekaperten Schiffen mit 94 Mann Besatzung aus. Von 43 Piratenangriffen seien in den vergangenen drei Monaten 90 Prozent erfolglos gewesen. Parallel dazu habe die EU 15 Konvois von Schiffen mit Lebensmitteln nach Somalia eskortiert, die 1,5 Millionen Menschen ernährt hätten. Die Nato kündigte an, Ende März fünf Kriegsschiffe in die riesige Krisenregion vor Somalia zu schicken. An der Operation werden sich Portugal, Kanada, die Niederlande, Spanien und die USA beteiligen.

Einen Rückgang der Piratenüberfälle belegt auch das International Maritime Bureau der Internationalen Handelskammer, wo Zwischenfälle in Echtzeit dokumentiert werden. Der jüngste Versuch von sechs Piraten, vor der somalischen Küste ein Fischerboot aufzubringen, wurde vor genau einer Woche registriert (Stand Donnerstag). Den Angegriffenen gelang die Flucht. Einen Tag zuvor hatten Piraten im Hafen von Porto Novo in Nigeria einen mit Chemikalien beladenen Frachter gekapert und den Anker gelichtet. Von dem Schiff fehlt jede Spur. (AP, dpa, simo/DER STANDARD, Printausgabe, 20.3.2009)