Graz - Jetzt wird es ruppig in der Grazer VP. Werner Miedl, der von seinem Parteifreund und VP-Bürgermeister Siegfried Nagl vor einem Jahr wegen einer vermeintlichen Meldezettel-Affäre abgesetzt worden war, meldet sich am Donnerstag auf der Homepage der Stadt Graz in einem Posting mit scharfen Attacken gegen den Bürgermeister zurück.
"Ich halte es einfach nicht mehr aus" , schrieb Miedl. Der jetzige Rausschmiss der VP-Stadträtin Eva-Maria Fluch habe sich "gleich abgespielt, wie in meinem Fall" . Miedl: "Man spioniert, erkennt einen Fehler beim anderen, tritt an Journalisten heran, und die Dinge nehmen seinen Lauf." Er sei über die Meldeaffäre gestolpert, weil er auch einen Wohnsitz außerhalb von Graz habe. Wie auch der Bürgermeister und drei weitere Mandatare der ÖVP.
Der ehemalige Nationalratsabgeordnete und Sicherheitssprecher der ÖVP, Miedl, fragt den Bürgermeister: "Wieso hast du mich von Wien nach Graz geholt, von meiner erfolgreichen Parlamentstätigkeit, wenn du mit mir nicht arbeiten kannst? Warum war es nötig, mich zu kriminalisieren, mir meine Ehre zu nehmen, mich kaputtzumachen. Weißt du, wie viel Trauer, Enttäuschung, schlaflose Nächte ich hinter mir habe?"
Miedl bestätigte im Gespräch mit dem Standard die Echtheit dieses Postings, das - kurz nach Erscheinen - von der Stadt wieder von der Homepage genommen worden war. "Ich war es mir schuldig, die Dinge ins rechte Lot zu bringen."
Miedl sieht den jetzigen Hinauswurf der Stadträtin Fluch, die eine freihändige Vergabe eines Stadtauftrages an ihren Lebensgefährten zu verantworten hat, als Ausdruck einer "schweren Krise der ÖVP" . Miedl: "Die Grazer ÖVP befindet sich in der größten Zerreißprobe seit Jahrzehnten."
Es gehe um fehlendes Leadership und eine "Schattenführung" , die sich in der Umgebung des Bürgermeisters breitgemacht habe. Es seien keine Bünde oder ideologischen Gruppierungen, die gegeneinander kämpfen, es stünden reine Privatinteressen auf dem Spiel. Seine Rückkehr in die Politik sei denkbar, aber erst "nach der Ära Nagl" . (Walter Müller/DER STANDARD-Printausgabe, 20. März 2009)