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Nicht nur Steve Ballmer könnte IBM mit Sun in Verlegenheit bringen

Montage: derStandard.at; Quelle: AP Photo/Reuters

Wie berichtet, plant der IT-Gigant IBM den defizitären Serverspezialisten Sun Microsystems zu übernehmen. Dafür müsste der Konzern mindestens 6,5 Mrd. Dollar (4,95 Mrd. Euro)auf den Tischlegen. Es wäre die größte Akquisition in der Unternehmensgeschichte.

Motiv: Server

Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, würden IBM und Sun gemeinsam 65 Prozent des rund 17 Milliarden US-Dollar schweren Unix-Servermarktes halten. 27 Prozent entfallen an Hewlett-Packard. Laut dem Marktforscher IDC hadelt es sich hierbei großteils um Server für führende Unternehmen und Behörden. Obwohl IBMs und Suns Unix-Derivate nicht miteinander kompatibel sind, könnte IBM versuchen durch die vermehrte Entwicklung passender Software und die schiere Marktdominanz HP aus dem Wettbewerb zu drängen.

Zusammen würden IBM und Sun über 40 Prozent des gesamten Servermarkts für sich vereinnahmen. Momentan führt HP hier mit 29 Prozent Anteilen vor Dell mit 11 Prozent. Der Gesamtmarktwert wird mit 53 Milliarden US-Dollar bemessen.

Motiv: Storage und Cloud-Computing

Ein anderer starker Bereich der beiden Konzerne ist Storage. Im Highend-Segment ist IBM einer der führenden Hersteller. Zusammen mit der von Sun 2005 um 4 Milliarden Dollar übernommenen Tochterfirma StorageTek, würde man auch diesen Markt kontrollieren.

Daneben dürfte IBM auch sehr an Suns Rechten an den Softwareprodukten Java, MySQL und Solaris sein. Die Systeme würden dem Konzern helfen tiefer in Open-Source-Welt vorzudringfen und seine Bestrebungen in Richtung Cloud-Computing zu verstärken. Mit derartigen Technologien könnte es IBM seinen Kunden ermöglichen, ihre Applikationen auf einfache Weise über das Internet zu erreichen.

Kritik

Bedenken haben indes bereits konkurrierende Unternehmen geäußert. Besonders bei Servern und Storage würde IBM mit Sun zum dominanten Spieler werden. Eine Problematik, die vermutlich auch bald von den Kartellrechtsbehörden der USA und EU unter die Lupe genommen würde, so der Bericht von Reuters.

Microsoft Sicht

Weniger beeindruckt von der möglichen Übernahme sieht sich Microsoft-Boss Steve Ballmer, meldet heise-online. Seiner Meinung nach, erhielte Microsoft durch die Übernahme einen Wettbewerbsvorteil für die Zeit, in der IBM damit beschäftigt sei, Suns üppige Besitztümer in eine gemeinsame Firma einzubringen. Eine Zeit, die er genießen würde.

Die Schwierigkeit für IBM sei laut Ballmer, die vielen Sparten Suns unter Dach und Fach zu bekommen, zumal sich die Portfolios beider Konzerne überschneiden würden. "Du bekommst ein Haufen Zeugs, wenn Du Sun kaufst: Du musst entscheiden, ob Du wirklich alles behalten willst", so der Microsoft-Chef.

Ungewiss

Ob Ballmer die Situation damit objektiv einschätzt oder seine Worte die Angst vor einem zugespitzten Wettbewerb wiederspiegeln, wie einst als er sich öffentlich über Apples iPhone mokiertre, bleibt offen. In jedem Fall würde IBM zusammen mit Sun eine größere Bedrohung für Microsoft darstellen. Beide Konzerne setzen sich für Open-Source Lösungen wie Linux und Open Office ein und würden intensiv beim Zukunftsmarkt Cloud-Computing mitmischen. Ein Bereich, den Microsoft erst vergangenes Jahr mit Windows Azure beschritten hat. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 20.3.2009)