Der mutmaßliche Mörder von Julia R., die in Wien-Hernals auf offener Straße niedergestochen worden ist, hat in den vergangenen drei Monaten mehrere Passanten und Geschäftsinhaber mit einem Messer bedroht und ausgeraubt. Ein entsprechendes Geständnis hat der 38-jährige Ungar bei der Polizei abgelegt, Anzeigen müssen seinen Angaben noch zugeordnet werden. Festgenommen wurde mittlerweile auch ein Bekannter des Mannes aus Serbien, der ebenfalls mehrere Überfälle auf Fußgänger gestanden hat.

Der 19-jährige Serbe war an dem Mord nicht beteiligt, sei aber ab und zu mit dem Mordverdächtigen auf Beutezug gegangen, bestätigte ein Polizeisprecher am Freitag entsprechende Medienberichte. Bewaffnet war der 19-Jährige wie der Ungar mit einem Messer. Bei einem Überfall habe der Mann, der in Österreich ein Aufenthaltsverbot hat, einen Passanten mit der Klinge am Bauch verletzt. Ausgeforscht wurden beide Männer mit Hilfe des Blackberrys von Julia R., das der Ungar nach dem Mord eingesteckt und anschließend verkauft hatte. Das Gerät befand sich im Besitz des Serben, der 19-Jährige wurde dazu bereits Tage vor der Festnahme von Ermittlern einvernommen. Am Donnerstagnachmittag wurde er ohne Widerstand festgenommen. Er ist, wie der Mordverdächtige, geständig.

Ausgeraubt

Der 38-jährige Ungar soll seit Jahresbeginn im Raum Wien, vor allem in der Innenstadt und in Favoriten, Passanten und Inhaber von Tabak-, Antiquitäten - sowie anderen Geschäften ausgeraubt haben. "Er hatte immer ein Messer dabei und war bereit zuzustechen", so der Sprecher. Bei Fußgängern hatte es der Mann ausschließlich auf gut gekleidete Frauen abgesehen, bei denen er größere Mengen an Bargeld vermutete. Seine Beute bei dem Raubmord an Julia R.: 40 Euro und den Blackberry, den er um 180 Euro weiterverkaufte. Erstochen hatte er die Frau mit einem Messer, das er zuvor im Supermarkt gestohlen hatte.

Der mutmaßliche Mörder hatte den Plan, durch seine Überfälle 4.000 Euro zu ergaunern. Mit dem Geld habe er sich einen Flug nach Thailand finanzieren und dort ein Lokal eröffnen wollen, erklärte der Polizeisprecher. Schwierig sei, dass beide Verdächtige keine Angaben zu den Tatorten und -zeiten machen würden. Eine Erschwernis ist auch, dass der Ungar sein Äußeres nach dem Mord verändert hat: Vor der Bluttat trug der 38-Jährige stark blond gefärbte Haare, danach rasierte er sich diese ab. Die Polizei geht von Geschädigten aus, die sich noch nicht bei der Polizei gemeldet haben und bittet unter der Telefonnummer 01/31310/33800 um Hinweise.

Die Nationalbank-Mitarbeiterin Julia R. war am 4. März gegen 22.50 Uhr auf der Dornbacher Straße von hinten attackiert und mit einem Fleischermesser niedergestochen worden. Die 41-Jährige wurde von einer Passantin schwer verletzt vorgefunden, sie starb wenig später im Rettungsauto. Am Dienstagabend verhaftete die Polizei den 38-jährigen Ungarn in Rudolfsheim-Fünfhaus. (APA)