Moskau - Die im Ausland hoch verschuldeten russischen Industriekonzerne können nicht mehr mit uneingeschränkter Unterstützung durch den Staat rechnen. Die russische Regierung will zum Schutz ihrer Devisenreserven nur noch in Notfällen aushelfen. Damit könnten etwa Anteile des weltgrößten Aluminiumkonzerns RusAl aus dem Besitz des in Zahlungsschwierigkeiten geratenen Oligarchen Oleg Deripaska an westliche Banken übergehen, berichtete die Moskauer Tageszeitung "Kommersant" am Freitag.

Nach Angaben der Zentralbank in Moskau müssen russische Unternehmen in diesem Jahr ausländische Kredite in Höhe von 116 Mrd. Dollar (84,9 Mrd. Euro) begleichen.

Die russischen Unternehmen müssten mit heimischen Banken eine Umschuldung vereinbaren, statt weiter auf den Staat als Retter zu hoffen, sagte Vize-Regierungschef Igor Schuwalow in einem Interview mit der Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg. Der Staat habe auf seine Devisenreserven zu achten, die seit Beginn der Krise um ein Drittel auf zuletzt 380 Mrd. US-Dollar gesunken sind. Das Kreditgeschäft russischer Banken ist Schuwalow zufolge wieder ausreichend entwickelt, so dass sich die Konzerne im eigenen Land frisches Geld besorgen könnten.

Zu Beginn der Krise hatte die russische Regierung im vergangenen Herbst 50 Mrd. Dollar für die Refinanzierung von Unternehmensschulden im Ausland bereitgestellt. Das Programm war im Vormonat mit Verweis auf das wieder belebte Inlands-Kreditgeschäft eingestellt worden, nachdem Konzerne etwa ein Fünftel der Summe abgerufen hatten. Nutznießer war vor allem Deripaska, der mit Staatshilfe seinen Anteil an Russlands größtem Bergbaukonzern Norilsk Nickel behalten konnte. Seine Beteiligung am kanadischen Automobilzulieferer Magna sowie am deutschen Baukonzern Hochtief musste er dagegen abgeben.

Deripaska hatte Anfang März für seine RusAl-Verbindlichkeiten eine bis zu dreimonatige Schonfrist bei den ausländischen Gläubigern erhalten. RusAl steht nach eigenen Angaben mit insgesamt 14 Mrd. Dollar in der Kreide. Auch Norilsk Nickel und die großen Ölförderer drücken Auslandsschulden in Milliardenhöhe. Die Kredite waren in den Boomjahren vor allem für Zukäufe verwendet worden. (APA/dpa)