Was die Ausstattung der Schulen mit Computern betrifft, herrschen in Österreich dramatische Umstände. Eine viel zu hohe Anzahl an Lehrern beherrscht die Computersprache schon mangels Hardware nicht genügend und ist noch weniger dazu in der Lage, sie zu lehren.
Im Gegensatz dazu beginnen Kinder immer früher sich mit Computern zu beschäftigen. Sie erlernen eine Sprache im Selbststudium. Das Problem dabei: Sie befolgen keine einheitliche "Grammatik", die ihnen vorgibt, was richtig und was falsch ist. Diese Computer-Alphabetisierung müsste in der Schule stattfinden. Findet sie jedoch (noch) nicht ausreichend.
Auf der einen Seite gibt es die Schüler, die auf Facebook jede Menge Blödsinn veranstalten und sich über Google oder Youtube Gewalt und Porno reinziehen. Auf der anderen Seite gibt es Lehrer, die noch immer mit Oldschool-Geräten wie Overhead-Projektoren herum hantieren. Spannender für die Schüler wäre es sicher, wenn so manche der Internet-Plattformen nach gewissen Regeln für einen zielpublikumgerechten Unterricht und zum effektiven Wissensaustausch herangezogen würden.
Wenn Bildungsministerin Schmied jetzt allen Lehrern Netbooks verspricht, ist das ein wichtiger und längst fälliger Schritt. Zum Vergleich: Die Aktion "One Laptop per Child" für Entwicklungsländer läuft schon seit Jahren. Immerhin gibt es jetzt "One Laptop per Teacher". Österreichs bildungspolitische Ziele nähern sich also jenen der Entwicklungsländer an.
Wenn aber durch die Erhöhung der Stundenverpflichtung die älteren Lehrer mehr zum Zug kommen sollten, wie von den Jungen befürchtet, würde sich der positive Effekt in Grenzen halten. Es gibt sicher auch ältere Lehrer, die sich mit Computern gut auskennen, mehrheitlich dürfte das Knowhow aber bei den Jungen zu finden sein. Bis die Overhead-Experten, die in der Klasse stehen, zu Computer-Experten werden, könnte wertvolle Zeit vergehen, in welcher Lehrer und Schüler unterschiedliche Computersprachen sprechen - und Letztere weiterhin gelangweilt, ziel- und zügellos im Internet herumsurfen. (Rainer Schüller, derStandard.at, 20.3.2009)