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Es gibt ein Krisenrezept, das immer Gültigkeit hat: den Gürtel enger schnallen. Leider hapert es mit dem Schnallen. Harte, kalorienreiche Wintermonate liegen hinter uns. Es gab Gesottenes und Gebratenes, Mahlzeiten aus grotesk verfetteten Gänsen (Martini, Weihnacht), Sekt und Punsch zuhauf, dazwischen die eine oder andere Beinschinkensemmel, aber auch Torten, Kuchen und Kekse. Für mich ist ja das Vanillekipferl das hinterfotzigste Luder von allen. Harmlos und handlich liegt es in der Gegend herum und tut so, als führe es nichts Böses im Schilde. Aber: Unter seiner lieblichen Zuckerschicht verbirgt sich in Wahrheit ein gekrümmter Fettklotz, dessen ganzes Sinnen und Trachten danach geht, einverleibt zu werden und sich in eitel Hüftgold zu verwandeln.

Keineswegs ist es nun so, dass ich mich schwer übergewichtig fühlen würde. Doch die Andeutung einer latenten Stämmigkeit liegt in der Luft. Meine Frau, eine Meisterin der feinen Anspielung, verliert, wenn wir auf der Straßen korpulenten Passanten begegnen, schon einmal Sätze wie: "Also, schön ist so ein dicker Männerbauch nicht". Nach und nach ist so die Atmosphäre eines gewissen diätischen Handlungsbedarfs um mich herum entstanden.

Welche Frühlingsdiät darf es diesmal sein? Die mit der Krautsuppe ist zu gemüsig und zu flatulenzfördernd. An harten Semmeln zu mümmeln (F.X.Mayr) ist auch nicht das Meine. Ich neige zur Diät mit den vielen Namen. Die Imperative der Diät mit den vielen Namen sind einfach: a) Iss Fett! b) Iss Eiweiß! c) Hüte dich vor dem Kohlehydrat! Das Kohlehydrat ist des Teufels! d) Wenn du schon ein derart charakterloser Schlemmer bist, dass du dich des Kohlehydrats nicht enthalten kannst, dann iss wenigstens solche mit einem niedrigen Glyx. 

Ich hasse die Diät mit den vielen Namen aus mehreren Gründen. Erstens deswegen, weil sie so viele Namen hat (einmal "Montignac", dann "South Beach" dann "Glyxdiät" ), was ebenso verwirrend ist, wie wenn man ein Kind hätte, das einmal Franz, am nächsten Tag Peter und am dritten Gustav heißt. Und ich hasse die Diät, weil natürlich alles, was das Essen essenswert macht, im hochglykämischen Bereich angesiedelt ist: Wer ernährt sich schon gerne von pampigem Vollkornbrot und Wasser, wenn es resche Salzstangen und Bier auf dieser Welt gibt? Zum Glyx bleibt mir ein Hoffungsschimmer: Im Mai wird enger geschnallt, dass es nur so kracht. (Christoph Winder, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 21./22.03.2009)